Wenn sich Humor, pure Lust am Entertainment und ein Hauch tiefgründiger, schelmischer Sarkasmus treffen, wenn die Stile an einem vorbeirauschen, kann nur die Rede von dem einen und einzigen Gonzales sein. Chilly Gonzales, nach Deutschland immigrierter Kanadier, dem es in einem traumhaft schönen Land wegen Holzfällertum und Bürgerlichkeit wahrscheinlich langweilig wurde. Es gibt Länder, da würden Gonzales und seine Ex-Peaches für ihre hemmungslosen Live-Sexkapaden hingerichtet werden, von Berlin aus mischt er nun die Pop-Szene auf, und in Berlin ist Gonzales zum Präsidenten gewählt worden. Zwar nur von sich selbst und auch nur fürs Indie-Reich, aber immerhin. Den Thron macht ihm nach seinem dritten Album Presidential Suite eh keiner streitig. Viel Konkurrenz existierte vorher auch schon nicht -- welcher Musiker aus diesem Land traut sich schon, sich so unpeinlich und selbstbewusst zur Schau zu stellen? Außerdem schleppt Gonzales als Kanadier nicht diese bleierne politische Schwere mit sich herum, die bestimmt korrekt aber gleichzeitig lähmend ist. Vielleicht ist der haarige Hüne ja auch politisch desinteressiert, auf alle Fälle weiß er, dass Pop und Politik in Kombination immer widersprüchlich sind. Die musikalischen Koordinaten wollen bei oberflächlichem Betrachten kein System ergeben. Doch wenn Gonzales zwischen Barock und Broadway, zwischen HipHop und Hardcore wie wild, wenn auch nur für Nanosekunden oszilliert, dann verheddert er sich dabei nicht, denn der rote Faden ist supercooler Pop, wenn auch der abseitigsten Form. Tolle Wortspiele und Wortkombination (Chilly Chaplin, Santa Claus Kinski, Dr. Jekyll and Mr. Pride) steigern die Lust an diesem Album noch. Wählt das unwiderstehliche "Take Me To Broadway" zum Song des Jahres 2002 und überhaupt, damit die Welt auf hohem Niveau lustig wird: Gonzales for President! --Sven Niechziol