Seit 1995 gilt Oval als eins der ambitioniertesten, innovativsten und renommiertesten Projekte in der elektronischen Musik. Markus Popp, Kopf der Sache und quasi ihre Personalunion, der mit Musikern wie Gastr Del Sol oder Jan St. Werner (Mouse On Mars) zusammenarbeitete, aber auch Soundtracks für Armani-Werbung und Prada Modenschauen schrieb, sorgte vor allem 1999 mit dem Album Szenariodisc und der so genannten "ovalprocess-software" für einiges Aufsehen. Ein multifunktionables Konzept als Klanginstallationen im öffentlichen Raum aus Audio-CDs, Produktions-Musikproduktions-Software und interaktiven Soundobjekten. Mehr als reine Musik und Tonträger also, und genau das könnte das Problem dieser CD darstellen. Denn die ist ja ein Tonträger, ein Tonträger und nichts als ein Tonträger, und deckt als solcher lediglich den Audio-Aspekt des Konzepts ab. Das andererseits ist um einiges mehr, als man im Normalfall an Außergewöhnlichem geboten bekommt. Hardcore-Elektronik, kontra-linear in allen Aspekten und sowieso vollkommen untanzbar, deren Unterhaltungswert über den Kopf funktioniert. Aber was sich zunächst ausnimmt wie eine fast beliebige In- und Übereinanderschichtung von Kratz- und Schabgeräuschen, zahnschmerzhaftem Fiepen und übersteuertem Blubbern, gibt bei näherer Beschäftigung Strukturen, Zerbrechliches, fast Lyrisches aus seiner Mitte preis. Post-Stockhausen mit seinen Mitteln und klassischer Pose. Zeitgenössische Komposition, definitiv. --Rolf Jäger