Friedrich Holderlin war ein Heimatloser, ein Revolu-tionar, der an der Enge des Alltags seiner Zeit erstickte und mit seinen kiihnen Zukunftstraumen von Freiheit und Gleichheit als wahnsinnig abgestempelt wurde. Schlielslich verbrachte er die zweite Halfte seines Lebens abgeschieden in einem Tiibinger Turm. Uber roo Jahre mussten vergehen, bis man die ganze Ktihn-heit seines Werkes erkannte und in seinen Gedichten eine einzigartige Schdnheit entdeckte, die Romantik und Klassik unmittelbar mit uns verbindet: "Weh mir, wo nehm ich, wenn / Es Winter ist, die Blumen, und wo / Den Sonnenschein / Und Schatten der Erde? / Die Mauern stehn / Sprachlos und kalt, im Winde / Klirren die Fahnen." Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift fur Literatur TEXT + KRITIK, und den Beitragen zu den wichtigsten Werken aus der dritten, vollig neu bearbeiteten Auflage von Kindlers Literatur Lexikon.