Szuper Gallery: Liftarchiv
Behörden setzen Gesetze und politische Entscheidungen in die Praxis um. Der Bürger begegnet in den Behörden dem praktisch gewordenen Staat. Die öffentliche Diskussion der politischen Tragweite der Behördenarbeit findet, wenn überhaupt, im Parlament und in den Medien statt. Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung nicht hoch genug einzuschätzen, im Münchner Kreisverwaltungsreferat einen Reflexionsraum zu eröffnen. Das Liftarchiv, das die Künstlergruppe Szuper Gallery in der Eingangshalle einrichtete, bezieht sich auf den Ort seiner Installation und stellt in immer neuen Anläufen mit den Mitteln der Kunst Fragen nach der Beschaffenheit des öffentlichen Raumes. Im Gegensatz zu den gewöhnlich meist statischen Arbeiten, die aus dem Kunst-am-Bau-Etat finanziert werden, diente das Liftarchiv, das sich wie ein Aufzug nach oben und unten fahren lässt, der Veranstaltung von wechselnden Ausstellungen, Installationen und Videobespielungen. Im Laufe von vier Jahren präsentierte Szuper Gallery eigene Arbeiten, aber auch Arbeiten eingeladener Künstler. Das Spektrum der Präsentationen reichte von dem in den Fluren des Kreisverwaltungsreferates aufgenommenen Video, über die Dokumentation der Geschichte des Mikrostaates Sealand als Utopie eines autonomen Staates, die sich mit den verschiedenen, nicht zuletzt repressiven Aspekten des öffentlichen Raumes auseinandersetzen, die Einladung der Künstlergruppe Schleuser.net mit ihrer Frage ?Brauchen wir wirklich einen neuen Anti-Imperialismus??, bis hin zu der herausfordernden Verwandlung von Flaggen westlicher Länder in ?Burqagespenster? und dem Aufruf zur Abstimmung über ein Bild. Die Kontroverse führte nicht zuletzt zu Protesten und zur Verhüllung des Liftarchivs. Szuper Gallery erklärte die zeitweilige Verhüllung zu einem Teil des künstlerischen Diskurses. Nun, nachdem die Veranstaltungsphase abgeschlossenen ist, werden die Aktivitäten als permanente Installation im Liftarchiv dokumentiert und archiviert.