Georgias zweitbekannteste Band unternimmt hier ein paar Renovierungsarbeiten, strafft ein wenig ihre für sie typischen, ausgedehnten Jams zu überschaubaren Klanglandschaften und fügt ihrer bereits umfangreichen Besetzung einige Saiten- und Blasinstrumente hinzu. Etliche raue Ecken und Kanten und die oft komisch wirkende Spontaneität gehen verloren, aber Widespread Panic gelingt es, eine faszinierende Brücke zwischen den alten und den neuen Sounds des Südens zu schaffen. Vergleiche mit den Allman Brothers kann die Band schnell wieder von sich weisen, aber es ist da immer noch der lockere, rhythmische Groove, der auf der Ahnentafel Macon in Erinnerung ruft, insbesondere bei "Climb To Safety", das einem gut aussehenden Versager auf seinem Weg vom Verlust des Glaubens folgt bis hin zum Warten auf Erlösung. Die düsteren Themenkreise findet man in jeder Horrorstory aus dem Süden, aber es gibt eine moderne Variante, eine Passage mit bedrückendem Orgelspiel und unverkennbarer Leidenschaft des Gefühlsausdrucks. Ganz im Gegensatz zu anderen Jam-Bands gelingt es Widespread Panic, genauso mühelos ein Black-Sabbath-Tempo oder eine Talking-Heads-Tirade in einen Song einzufügen wie sie den Grateful Dead ein Riff klauen, was beweist, dass sie eher Kinder der siebziger Jahre sind als noch eine weitere Boogie Band aus dem Süden. --Jaan Uhelszki