Tauber & Lehar
Preis 31.80 USD
Sie waren ein phänomenal erfolgreiches Duo: Der Operettenkomponist Franz Lehár und der Tenor Richard Tauber jagten in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts von einem Erfolg zum nächsten; dabei nahmen sie eine Dimension von Publikumswirksamkeit und künstlerischem wie wirtschaftlichem Erfolg vorweg, die heutzutage wohl nur noch im Pop-Genre zu verwirklichen ist. Prinzipieller Unterschied zu heutigen Medienstars: Richard Tauber war wirklich ein hervorragender Sänger, der auch ohne Lehár sein -- wahrscheinlich viel schmaleres -- Auskommen gehabt hätte. Ob hingegen Lehárs Operetten grundsätzlich niveauvoller sind als die Elaborate heutiger Unterhaltungsmusik, darüber ließe sich zumindest streiten. Wie dem auch sei: Aus der Kehle Richard Taubers erklingt diese Musik sozusagen im Original, denn er war es, auf den Lehár seine Titelpartien zuschnitt. Für heutige Ohren ist das dennoch zunächst gewöhnungsbedürftig, denn wir kennen die einschlägigen Arien eher von Sängern wie Fritz Wunderlich, in dessen Generation für Stücke wie "Dein ist mein ganzes Herz", das "Wolgalied" oder "Freunde, das Leben ist lebenswert" ein neuer, weniger pathosgeladener Interpretationsstil kreiert wurde. Hinzu kommt bei Tauber der eigenwillig nasale Stimmsitz sowie die spezifische Farbe seiner Vokale, die wohl mit seiner österreichischen Herkunft zu tun hat. Doch Ausdauer lohnt sich: Nach und nach erschließt sich dem Hörer die musikalische Welt der 20er-Jahre. An der Seite von Tauber treten einige berühmte Bühnenpartnerinnen seiner Karriere aus dem Dunkel einer uns weitgehend unbekannten Vergangenheit -- die reizende Vera Schwarz etwa, welche, jüdischer Abstammung wie Tauber selbst, auch ins Exil gehen musste; ferner Jarmila Novotna oder Gitta Alpar, beide selbst schon Legenden, und schließlich auch die mäßig begabte Carlotta Vanconti, die nur deshalb so viele Aufnahmen mit Tauber machte, weil sie seine erste Frau war; die Ehe endete jedoch in einer spektakulären Scheidung, und der gutmütige Tauber wurde ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Von großem Interesse sind die späten Aufnahmen aus der Londoner Zeit, die den Endvierziger noch in hervorragender stimmlicher Verfassung zeigen. Sein nicht mehr allzu fernes Ende in bitterer Armut lässt sich hier noch keineswegs erahnen. Lobenswert ist es allemal, das nun auf zwei randvollen CDs (insgesamt fast 160 Minuten) die Früchte der Zusammenarbeit von Tauber und Lehár bequem greifbar gemacht wurden. Sie sprechen wirkungsvoll für sich selbst -- eine Wohltat angesichts der kürzlich vertanen Chance einer repräsentativen modernen Tauber-Biografie. --Michael Wersin