Du Sud au Nord
Cheb Mami ist viel mehr als ein Rai-Sänger. Das hat er im Laufe seiner Karriere oft genug bewiesen. Nicht nur steht er wie so viele Musiker aus Algerien mit einem Bein in Frankreich: Cheb Mami hat es als Erster verstanden, den Rai mit HipHop, Reggae und Raggamuffin zu aktualisieren und das Genre auch außerhalb des nordafrikanischen Kulturkreises bekannt zu machen. Der Rai, wie er sich einst aus den Gesängen verruchter Beduinen entwickelte, tritt bei Cheb Mami stets als eine sehr gegenwärtige Spielart auf. Nicht nur in stilistischer Hinsicht, wie etwa Rap und Scratching in "Paris du Nord" zeigen. Sondern auch thematisch: Cheb Mami singt nicht zuletzt über jugendliche Außenseiter in Randbezirken, verlorene Kindheit in Afrika oder betrogene Emigranten. Gleichzeitig versteht er es, mit seiner hohen, eindringlichen Stimme zusammen mit dem italienischen Schnulzenkönig Zucchero einen Wettbewerb im Schmachten zu intonieren. Du Sud Au Nord versammelt mehrere solcher Zusammenkünfte, die sich anhören wie globale Meetings. Cheb Mamis Musik ist nicht bloß grenzüberschreitend, sie sucht vor allem die Begegnung mit dem gemeinsamen Nenner des Anderen. Und so liegt mit Du Sud Au Nord ein Album vor, das zwölf Duette (vier davon bisher unveröffentlicht) des Algeriers mit Sängern von Aswad bis Ziggy Marley versammelt. Reggae, Soul, HipHop, mediterranes Feeling oder eine indisch kolorierte Ballade (zusammen mit der wunderbaren Susheela Raman aus London) sind darin die Zutaten. Solches Crossover ist nicht nur faszinierend, es hört sich bei Cheb Mami auch noch ausgezeichnet gut an. --Roman Rhode