Das 1988 gegründete Männerensemble Orlando Consort hat sich im Bereich mittelalterlicher Mehrstimmigkeit und Renaissance-Musik sehr schnell etabliert. Das Ensemble gibt sich unkonventionell und fühlt sich selbst als "Boy Group". Musikalisch steht es nicht unbedingt für revolutionäre Ideen, ihre Interpretationen sind aber immer sehr angenehm und lebendig anzuhören. Robert Harre-Jones (Countertenor), Charles Daniels (Tenor), Angus Smith (Tenor), und Donald Greig (Bariton) sind ein eingespieltes Team, das je nach Produktion von anderen Sängern verstärkt wird, wie auf dieser CD von Mitgliedern des Westminster Cathedral Choir, die auf dieser CD die gregorianischen Choräle übernommen haben. Das Mysterium von Notre Dame besteht darin, dass in dem Buch Magnus liber organi, das der Kathderale Notre Dame in Paris zugeschrieben wird, einige der ersten mehrstimmigen Gesänge der Musikgeschichte verzeichnet sind. Die Entdeckung der komponierten Mehrstimmigkeit eröffnete für Komponisten neue, erstaunliche Möglichkeiten. Diese Musik, die um 1150-1250 enstand hat einen eigentümlichen Reiz in den langezogenen auf einem einzigen vokal gesungenen Passagen, in denen sich die Musik in sich selbst zu verlieren scheint. Musik für den Ostersonntag, Mariä Himmelfahrt und den St. Stephanstag sind hier zusammengestellt, besonders beachtenswert sind der Introitus und das folgende Graduale "Sederunt principes" (Track 8 und 9). --Katharina E. Schell