Room Full Of Fools
Für manche eine Überraschung: Kevin Coyne gibt es immer noch! Room Full Of Fools, schätzt Kevin Coyne selbst, sei ungefähr sein 40. Album: "Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen." Seit Anfang der 70er-Jahre liefert der Brite, der anderthalb Jahrzehnte in Nürnberg lebte, als Solist knorrige Songs auf Rock- oder Blues-Basis. Freunde des Anarchischen, Wahrhaftigen und Skurrilen sind davon begeistert, Anhänger des gepflegten Wohlklangs dagegen weniger. Der einstige Kunststudent und Ex-Therapeut ist ein Unikum, eine Art herber britischer Gegenentwurf zu Randy Newman. Coyne präsentiert unverkennbar seine Liebeslieder und Lebensweisheiten, echt empfunden und authentisch beschrieben und für offene Ohren durchsetzt mit kleinen Offenbarungen wie der flehentlichen Textzeile "Tell me, you love me? even in my underwear" (im Opener "Sugar TurningSour"). Wie berauscht singt er "Sugar Sugar Samba" oder flirtet groovy rockend zu "Candlelight", bittet zur fiepsigen Orgel auf Knien "Forgive Me" oder deklariert "I Can"t Make It". Dazu gesellen sich das kuriose, einem Gospel gleiche a-cappella-Stück "Speak To Me" und der der Beinahe-Blues "The Einstein Song". Und die rauen, reduzierten Arrangements reichert insbesondere Sohn Robert Coyne durch prägnante Saiteneinwürfe an. Das alles ist wirklich nichts für Schöngeister. Wer aber urwüchsige Originalität schätzt, wird mit Coynes Song "Precious" garantiert sagen: "You"re so special to me". --Claus Böhm