Eine regennasse, von Laternen begleitete Straße in Calais, ein aus dem Hafen auslaufendes Schiff in Antwerpen oder das Pirelli-Hochhaus in Mailand, dessen Höhe sich durch den Bildrand abgeschnitten nur vermuten lässt. Gabriele Basilicos menschenleere Fotografien beschreiben urbane wie periphere Momente der Stadt. 1944 in Mailand geboren, widmet sich Gabriele Basilico nach seinem Studium der Architektur ausschließlich der Fotografie. Detailreich dokumentierte er die Industriezonen seiner Heimatstadt, das vom Krieg gezeichnete Beirut oder französische Kleinstädte an der Nordatlantikküste. Weiter beobachtete er das Nebeneinander von Alt- und Neubauten und die daraus resultierenden Brüche im städtischen Gefüge von Mailand sowie das architektonische Aufeinandertreffen von Ost- und Westberlin nach der Wiedervereinigung. Für die Architektur-Biennale in Venedig 1996 kreierte er zusammen mit dem Architekten Stefano Boeri ein Projekt, in welchem er fotografisch die Vororte von sechs italienischen Großstädten gegenüberstellte, um die traditionellen Eigenheiten sowie die zeitgenössischen Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Orte aufzuzeigen. Der Band präsentiert 55 Fotoarbeiten, die Gabriele Basilico zwischen 1973 und 2000 von Gebäuden und Stadtlandschaften gemacht hat. Die ausschließlich schwarz-weißen Aufnahmen zeichnen sich durch eine Bildsprache aus, die im dokumentarischen wie künstlerischen Rahmen gesehen werden kann. So charakterisieren sich seine in den 80er-Jahren entstandenen Arbeiten noch durch eine kontrastreiche Darstellung infolge ausgeprägter Licht- und Schattenverhältnisse und erinnern dabei an die neusachliche Fotografie der 20er-Jahre. Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts zeigen sich seine Bilder ausgeglichener und konzentrieren sich im stärkeren Maße auf das städtische Ganze denn auf einzelne Teilaspekte. Sämtliche Bilder werden durch kurze Texte des Fotografen erläutert und durch einen Essay des Kurators Francesco Bonami eingeführt. Das in der außergewöhnlichen Reihe 55 des Phaidon-Verlags erschienene Paperback zeichnet sich durch die qualitative Reproduktion der Fotografien sowie seine bemerkenswerte Verarbeitung aus. --Stefan Meyer