Microsoft Visual C++ 6.0 Standard
Microsoft Visual C++ ist die leistungsfähigste und vielseitigste IDE (Integrated Development Environment) von Microsoft zum Schreiben und Debuggen von Software. Visual C++ eignet sich zum Schreiben von C- und C++-Code, der in einer Umgebung von Microsoft Windows mit 32 Bit ausgeführt werden kann, und stellt Programmierern somit ein leistungsstarkes Werkzeug zur Verfügung. Wie bei den meisten Entwicklungs-Tools wird jedoch auch hierbei Ihre Beurteilung des Programms im Wesentlichen von Verwendungszweck und persönlichen Vorlieben abhängen. Bei Visual C++ wird (zur häufigen Verwirrung von unerfahrenen Benutzern) gar nicht erst versucht, die überaus leistungsstarken Microsoft Foundation Classes (MFC) zu verbergen, die als Schnittstelle mit der Windows-Umgebung fungieren. Dies ist einerseits gut, denn es ist kein weiteres "Tool" zwischengeschaltet, wenn Sie genau wissen, was Sie tun möchten, aber andererseits schlecht, denn Sie müssen zunächst einen beträchtlichen Lernaufwand betreiben, um später keine Zeit zu verschwenden. Visual C++ ist kein RAD-Tool (Rapid Application Development). Diese Aufgabe kommt im Bereich der Windows-Entwicklung Visual Basic zu. Visual C++ eignet sich hervorragend für Anwendungen, die auf einem relativ niedrigen Level der Windows-Umgebung ansetzen müssen. So ist es beispielsweise ein hervorragendes Tool zum Entwickeln von Spielen, Multimedia-Anwendungen, Programmen zur numerischen Analyse, Gerätetreibern sowie jeder anderen Art von Programmen, bei denen es auf gut abgestimmte Leistung oder genaue Kontrolle von Systemressourcen ankommt. Für gewöhnliche Datenbank-Front-Ends und einfache Anwendungen ist Visual Basic dagegen vermutlich besser geeignet. Bei der neuesten Version von Visual C++ wurden auch Verbesserungen am Debugger vorgenommen. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um die Optionen "Bearbeiten" und "Fortfahren". Mit diesen Befehlen lassen sich kleinere Probleme während des Debug-Prozesses beheben, ohne noch einmal zurückgehen und das Programm neu erstellen zu müssen. Außerdem verfügt die Umgebung über die Dynamische Klassenansicht, mit deren Hilfe der Inhalt der Registerkarte "Klassenansicht" nahezu in Echtzeit aktualisiert wird. Wenn Sie Klassenelemente hinzufügen, werden diese Änderungen auf dem Bildschirm unmittelbar angezeigt. Laut Microsoft bietet Visual C++ nicht nur eine schnellere Erstellung, sondern auch optimierte ausführbare Dateien. Zudem wurden die Microsoft Foundation Classes so angepasst, dass sie die neuen Funktionen der Windows 2000-Umgebung unterstützen. Für größere Kontroversen sorgt da schon die Tatsache, dass der Compiler nun ein neues Schlüsselwort ("Schnittstelle") unterstützt, das Entwickler dazu benutzen können, ihre Visual C++-Programme mit Component Object Model-Objekten (COM) zu verknüpfen. Dies erspart Ihnen zwar das Erzeugen des Interface Definition Language-Code (IDL), der die C++-Klassen mit COM-Objekten verknüpft, macht Ihren Code jedoch vom Microsoft-Compiler abhängig. Der Code, in dem dieses Schlüsselwort verwendet wird, kann nur von diesem kompiliert werden, es sei denn, andere Anbieter von Compilern übernehmen die neue Syntax. Sie profitieren also nur so lange von einer gesteigerten Produktivität, wie Sie in der Microsoft-IDE arbeiten. Visual C++ 6.0 stellt gegenüber seinen Vorgängern eindeutig eine Verbesserung dar. Es wurden einige attraktive neue Funktionen hinzugefügt. Wenn Sie mit der Funktionsweise der Microsoft Foundation Classes vertraut sind, stellt das Programm eine hervorragende Entwicklungsumgebung für Sie dar. Wenn nicht, sollten Sie zum Erstellen von Anwendungen in C/C++ lieber auf Borland C++ Builder oder Metrowerks CodeWarrior zurückgreifen oder sogar Visual Basic verwenden, sollten Sie relativ schnell einfache Anwendungen entwickeln müssen. --David Wall