Maigret zögert: Sämtliche Maigret-Romane
Preis 12.73 USD
Maigret hésite ist einer der ganz späten Romane um den inzwischen zum Kreiskomissar avancierten Mann vom Quai des Orfèvres; 1972 wird Simenon seinen letzten Maigret schreiben. Die Stimmung ist noch abgeklärter als gewöhnlich -- fast möchte ich sagen, auf eine fröhliche Art fatalistisch. Maigret kommt an einem wunderschönen Frühlingstag in sein Büro und findet ein anonymes Schreiben vor, das ihm ungeheuerliche Geschehnisse ankündigt und weitere Informationen verspricht. Die seltene und teure Papiersorte gibt jedoch innerhalb von Stunden das Geheimnis seines Absenders preis und so begibt sich der Komissar in die weitläufige Wohnung des Advokaten Parendon und dessen vornehmer Gattin. Die Atmosphäre dort ist zwiespältig. Die Familie leidet unter dem Standesdünkel der reichen Richterstochter, doch eine sympathische Sekretärin und ein aufgeweckter Bürogehilfe sorgen für Ausgleich. Maigret lässt sich treiben; weiß selbst nicht so recht, was er hier soll; verspürt eine nicht näher bestimmbare Angst. Nach zwei eindrücklichen, wenn auch ereignislosen Tagen kehrt er in sein Büro zurück. Wichtiger Hinweis: Um Gottes willen nicht den Diogenes-Klappentext lesen! Der verrät nämlich nicht nur ein sehr wichtiges Ereignis dieses Romans, sondern missdeutet zu allem hin den Schluss, sodass ich mich frage, ob das Klappentextschreiberling das Buch auch gelesen hat. Die Idiotie, eine der Hauptpointen eines Krimis außen draufzuschreiben, kenne ich bisher nur von Rowohlt, also hoffen wir, dass es bei diesem einen Mal bleibt. Da ich nicht ebenfalls verraten will, wie"s weitergeht, beschränke ich mich darauf, dieses Buch ohne Wenn und Aber zu empfehlen. Mal wieder nicht nur etwas für KrimifreundInnen, sondern auch ein kleines Meisterwerk des Gesellschaftsromans, der gekonnten Beschreibung sozialer Zusammenhänge und vor allem ihrer Auswirkungen auf die kleinen Alltäglichkeiten des Lebens. Großartig! --Hannes Riffel