Liebe Endet Nie. Von wegen! Obwohl der typische Schlagerfan im Alter zwischen 27 und 102 es besser wissen sollte, träumt er umso lieber davon. Ursache hierfür ist die Sehnsucht nach der immer währenden Liebe als einsame Insel inmitten der grauen Suppe des Alltags. Sie mit seiner Musik zu versüßen, ist Roger Whittaker seit mehr als 40 Jahren der richtige Mann, worin auch sein Album Liebe Endet Nie keine Ausnahme bildet. 55 Millionen verkaufter Platten bedürfen keiner näheren Erläuterung. Roger Whittaker hat den Erfolg gepachtet. Dabei kommt seine Karriere gänzlich ohne Allüren und Skandalgeschichten aus. Bilder aus den 60er Jahren zeigen einen Mann, der seinerzeit in punkto Ausstrahlung ebenso herüberkam wie heutzutage; beschieden, unspektakulär und freundlich. Ein Antipode der gegenwärtig so populären Krawallschachteln in Sendungen wie DSDS, Late-Night-Show und Hau-den-wen-auch-immer. Zynismus scheint ihm ein Fremdwort zu sein, und falls nicht, so muss das seine Managerin Natalie O’Brien gut unter Kontrolle haben. Nicht umsonst ist er zudem mit ihr seit 44 Jahren verheiratet. Ein umsichtiger Mann. Wer wollte ihn wohl nicht gerne zum Nachbarn haben? Liebe Endet Nie ähnelt einem modernen Gottesdienst. Die Texte predigen Zuversicht und nochmals Zuversicht, wie dick es im Alltag auch immer kommen mag: “Mit kleinen Schritten fängt alles an/ Du brauchst dazu nur etwas Mut/ Mach einen nach dem andern/ Dann wird alles gut“, singt Roger Whittaker in gleichnamigen Song. Man würde es ihm so gerne glauben, und außerdem- ganz unrecht wird er damit schon nicht haben. Unbestritten gibt Whittaker den Menschen mit seinen Songs Mut, sei es vor einer Untersuchung im Krankenhaus, einem Bewerbungsgespräch oder in Lebenskrisen. Das belegen zahllose Einträge in Gästebüchern im Internet, sowie gefüllte Konzerthallen. Dem hohen Anspruch nach Glaubwürdigkeit haben Christoph Leis-Bendorff, Rudolf Müssig, Joachim Horn-Bernges und auch Andreas Martin Rechnung getragen, als sie für dieses Album zur Feder griffen. Whittakers Aufgabe besteht darin, die Message überzeugend zu vermitteln. Ob in Lokalkolorit verpackt, wie in “Irish Girl“ und “Grimsby Town“, zugleich Reminiszenz an seine irische Wahlheimat, oder in moderat formulierter Kritik am infantilen Jugendwahn, wie in “Kinder mit weißen Haaren“, -stets scheint ihm dieses hochgesteckte Ziel zu gelingen. Musikalische Ambitionen zeigt Whittaker auf seinem instrumentalen Tune “Dressage“, ein Verweis auf seine Wurzeln als Kunstpfeifer. Immerhin bestand sein erster Erfolg im Jahr 1967 aus einem Song mit dem Titel “Mexican Whistler“! -- Andreas Schultz