Lyrik und Poesie, Scateinlagen, kraftvolle Textinterpretationen: Mark Murphy ist Geschichtenerzähler, und stets erzählt er seine eigene. Murphy gehört zu den bedeutendsten Vokalisten des Jazz - er ist ein Urgestein, ein Phrasierungskünstler. Er lebt das Jazzgefühl seiner Generation, da wusste man noch, was swing-Feel ist. Entdeckt wurde der Sänger in den 50er Jahren von Sammy Davis Jr. Er musizierte mit verschiedenen Orchestern, mit Bill Evans und Wynton Kelly, 1963 landete er einen Hit mit "Fly Me To The Moon", wurde zum New Star im "Down Beat" -Leserpoll gewählt. In den 70ern spielte Murphy u.A. mit den Brecker Brothers, mit David Sanborn und Don Grolnick, in den 80er und 90er Jahren nahm er etwa 16 (hochgelobte) Alben auf, gastierte bei vielen internationalen Festivals. Die neue CD des heute 74-Jährigen heißt Love Is What Stays, produziert und mitgestaltet von Till Brönner, mit Gästen wie Lee Konitz, Chuck Loeb und dem deutschen Symphony Orchester Berlin. Viele Balladen, Jazzstandarts, aber auch eine Nummer von Johnny Cash und ein Song von Coldplay wurden für diese Produktion bearbeitet. An den Interpretationen gibt es nichts zu meckern; und dennoch ist das alles nicht so mitreißend, wie es vielleicht sein könnte: die traditionellen Arrangements klingen makellos, haben aber kein richtiges Eigenleben. Die Band spielt sehr zurückhaltend, fast ausschließlich begleitend. Das macht ja nichts, aber es macht es schwerer! Mark Murphy muss es alleine schaffen: er singt wahrhaftig und charmant, zieht uns in seine Aura, aber es fehlt irgendwie der letzte Kick - das große, gefühlige Erstaunen bleibt aus, das Geniale, das Musiker und Journalisten ihm nachsagen, spürt man bei dieser Aufnahme nicht. Ein schönes, inniges Songalbum ist es schon; aber halt keine Sensation. --Katharina Lohmann