Domenico Scarlatti hat während seiner lange währenden Beschäftigung als Musiker an den Königshöfen von Portugal und Spanien zu Beginn des 18. Jahrhunderts ungefähr 550 Sonaten für das Cembalo geschrieben. Aber wenn man hört, wie diese 15 Sonaten glücklicherweise dem klassischen Gitarrenduo Julian Gray und Ronald Pearl in die Hände gefallen sind, könnte man meinen, dass Scarlatti diese für Saiteninstrumente und nicht für Tasteninstrumente geschrieben hat. Puristisch eingestellte Liebhaber Alter Musik werden bei dieser Vorstellung erschrecken, aber die Nylon-Saiten der Gitarre sind eigentlich besser geeignet, diese komplizierten Kompositionen zu spielen als der manchmal nachhallende Klang der Metallsaiten des Cembalos. Gray und Pearl nutzen das gesamte Ausdrucksrepertoire, das ihnen zur Verfügung steht. Hierzu gehören auch verschiedene Typen von Vibrati, Verschiebungen in der Dynamik und eine breite Palette von Klangfarben, die auf dem Cembalo alle nicht möglich wären, um die subtilen Harmonien herauszuarbeiten, die überraschenden Kadenzen und die verblüffenden melodischen Sprünge, die für Scarlattis Werk charakteristisch sind. Julian Gray und Ronald Pearl spielen diese Sonaten zwar nicht auf dem Original-Instrument, für das sie komponiert wurden, aber sie spielen sie ganz unbestritten mit Gespür für Geschmack und Stil. --Michael Simmons