Zeitlupenkino

Preis 76.35 USD

EAN/UPC/ISBN Code 5016025612093



Land United Kingdom

Erst kein Popstar mehr sein und nun auch nicht mehr singen wollen? Wer hätte sich das vorstellen können von Katharina Franck, die seit den Tagen der Rainbirds von den meisten doch gerade als Sängerin wahrgenommen wird. Sei"s drum, natürlich bleibt sie Vokalistin, auch, wenn es auf Zeitlupenkino (bereits zum zweiten Mal nach Hunger von 2001) eine sprechende ist. Aber bei Frau Franck greift auch dann noch das Sprichwort, nach dem singen sollte, wem Gesang gegeben ist. Rhythmus, Betonung, Ausdruck: All das bleibt natürlich auch beim gesprochenen Vokalvortrag erhalten. Was fehlt, ist allein die komponierte, auf eine bestimmte Ordnung hin festgeschriebene Melodie. Wem hier eine Spoken-Word-Künstlerin wie die Amerikanerin Ursula Rucker einfällt, der liegt falsch. Als "gesprochene Popsongs" bezeichnet Frau Franck ihre Arbeit und hat recht damit. Franck hat eine sehr souveräne, eigene Sprech- und Erzählsprache entwickelt, die expresiv ist, dabei aber über weiteste Strecken ohne Pathos und didaktische Selbstverliebtheit auskommt. Text und Ton, Wort und Klang, Musik und Sprache fließen zu homogener Eindringlichkeit zusammen, ohne zu penetrieren. Unterstützt von ihrer musikalischen Langzeitpartnerin, der Komponistin und Pianistin Ulrike Haage, dem Kontrabassisten und Gitarristen Yoyo Röhm sowie Soundmann Thomas Stern spricht und denkt sie über Leute nach, die "... an der Statik ihrer Vorabendserie zugrunde gehen und sich für teures Geld den Schlamm aus den Gehirnschleusen pumpen lassen", fragt sich schief lachend, ob es "eine dunklere Welt als den Parkplatz hinterm Lidl" gibt, irrt durch den urbanen Dschungel Manhattans, um ständig zwischen Jazz, Blues, modernistischer Texturen-Musik, Popsongstrukturen, Fado und Bossa Nova zu wechseln. Das gelingt ihr mit einer Leichtigkeit, die diesem Album grundsätzlich zu eigen ist, denn ihre Kindheit und Jugend hat die Franck zum Teil in Portugal und Brasilien verbracht. --Rolf Jäger