Ein großes Werk, ein großer Pianist! Die Klaviersonate in A-Dur D 959 in den Händen von Leiv Ole Andsnes, einem jungen Künstler knapp über dreißig, ist ein Gedicht. Die Sonate, die Schubert nur wenige Wochen vor seinem Tod vollendete, nötigt möglicherweise mehr Innerlichkeit ab als jedes andere Werk. Und diese besitzt der norwegische Künstler. Stets ist sein Blick nach innen gerichtet: keine Ekstasen, keine Exaltiertheit, ein weicher, doch nicht matter Anschlag, eine geradezu gesangliche Phrasierungskunst, die er vermutlich in seiner Zusammenarbeit mit Sängern perfektioniert, und eine großartige Pianokultur. Dennoch vermag all dies nicht die letzten Geheimnisse des Werkes zu offenbaren. Aber so ist es nun einmal mit der wirklich großen Kunst -- und so soll es auch sein. Andsnes liebt den Gesang ("Das Größte überhaupt"). Insofern ist seine künstlerische Begegnung mit Ian Bostridge ein musikalischer Glücksfall. Zwei wesensverwandte Künstler haben sich hier getroffen, mit verinnerlichtem Ausdruck singt Bostridge vier Lieder von Schubert und man ist geneigt zu sagen: "Verweile doch, Du bist so schön". --Teresa Pieschacón Raphael