Die Geschichte des Freistellens ist mindestens so alt wie die Geschichte der digitalen Bildbearbeitung. Und was ohne Computer den geschicktesten Metteuren mit ihren Messern vorbehalten war, kann dank KnockOut jetzt jeder. Das spektakuläre Freisteller-Tool hat Corel seiner Kreativtochter procreate übergeben, die es jetzt wiederum als Version 2 herausbrachte. Dabei hätte KnockOut ruhig einen größeren Versionssprung verdient, denn was die neue Version leistet, ist wirklich sagenhaft. Das Freistellen von Bildelementen, also das Loslösen vom Hintergrund, war nie so einfach: Der Anwender zeichnet einfach den Umriss des gewünschten Objektes per Innen- und Außenlinie grob nach, und schon isoliert KnockOut den gewünschten Bildausschnitt -- und zwar mit einer nie dagewesenen Präzision. Wer es noch genauer haben will, muss schon ein Vielfaches der Zeit mit dem Malen von Masken verbringen. Doch selbst wer beim "Maskenmalen" noch so geschickt ist -- beim Freistellen transparenter Objekte, wie etwa den Flügeln einer Libelle, kommen Profis schnell ins Schleudern. Mit KnockOut 2 ist auch das kein Problem: Die durchscheinenden Bereiche werden mit "Reißzwecken" markiert. KnockOut merkt sich den Farbwert dieses Pixels und rechnet alle gleichartigen Bildpunkte weg. Je mehr dieser Marken gesetzt werden, umso präziser ist das Ergebnis. Erwischt man aus Versehen einen Farbwert, der doch eher zum Vordergrundobjekt gehört, so lässt sich die "Reißzwecke" auch wieder entfernen. Ist man mit der Vorschau zufrieden, übernimmt KnockOut per Knopfdruck das Ergebnis in das Bildbearbeitungsprogramm. Eine große Erleichterung ist auch die Funktion, den Schatten frei zu stellen: Das Tool funktioniert ebenso, nur dass nicht die ausgewählte Bildstruktur übernommen, sondern die Helligkeit des neuen Hintergrundes entsprechend abgesenkt wird. Wenn es Photoshop-kompatible Plugins unterstützt, dann muss man sein lieb gewordenes Bildbearbeitungsprogramm nicht einmal verlassen, denn KnockOut lässt sich nicht nur als allein stehende Anwendung installieren, sondern auch als Zusatzmodul für alle gängigen Bildermeister. Anwender der Macintosh-Version werden hier sicher schätzen, dass KnockOut voll kompatibel zu Mac OS X ist. Wer Photoshop momentan noch in der so genannten Classic-Umgebung nutzt, der wird überrascht sein, wenn er das KnockOut-Plugin aufruft: Das arbeitet nämlich in der OS X-Umgebung, bevor das fertige Ergebnis wieder ins "klassische" Photoshop übernommen wird. Das nennt man wohl vorbildliche Carbonisierung. Fazit: Sowohl Profis als auch Hobby-Bildbearbeiter tun gut daran, sich KnockOut zu besorgen. Der Zeitgewinn beim Freistellen dürfte den Anschaffungspreis im Nu wieder herausgeholt haben. --Robert Arnold Pro: Präzises Freistellen Komfortable Bedienung Auch als selbstständige Anwendung nutzbar