Es ist eine altbekannte Weisheit, dass man Erzählungen und Romane, bevor man zum entsprechenden Hörbuch greift, immer erst einmal selber lesen sollte. Denn dann kann man die Bilder, die beim Lesen im Kopf entstehen, mit denen vergleichen, die der Vorleser bei der Produktion im Kopf gehabt hatte. Wenn man erst das Hörbuch hört, dann sind die Bilder beim späteren Lesen ja schon da. Im Fall von Touchdown ist das ähnlich. Denn der US-amerikanische Bestsellerautor John Grishman, der eigentlich mit Justiz-Thrillern bekannt geworden ist, hat mit der liebevollen Satire auf das US-amerikanische Sportgeschäft einen Roman vorgelegt, bei dem man sich wegen der anschaulichen Schilderung des Autors die Figurentypen besonders gut vorstellen kann. Das gilt vor allem für den dilettantischen Footballstar Rick Dockery, der in den elf Minuten seines Einsatzes die eigentlich schon gewonnene Meisterschaft der Cleveland Browns zunichte macht -- und jetzt selbst von jenen Krankenschwestern, die ihn nach mehreren Zusammenstößen mit der gegnerischen Mannschaft pflegen müssen, nicht angehimmelt, sondern geschnitten wird. Aber auch die Nebenfiguren, denen Rick in Italien begegnet, nachdem er nur noch dort -- bei den Parma Panthes -- eine Anstellung als Quaterback bekommen hat, sind so gut illustriert, dass man sie sich im Kopf zunächst einmal selbst zusammensetzen sollte. Aber dann, ja dann sollte man tatsächlich und unbedingt zur Lesung von Touchdown greifen. Denn Charles Brauer mit seiner doch eher ruhigen, aber nuancierten Lesart entwickelt die Figuren in dieser gekürzten Lesefassung auf eine Art und Weise, dass man meint, völlig neue Charaktere zu entdecken. Und mehr kann man von einem Hörbuch wirklich nicht erwarten. -- Isa Gerck