Klarinettenquintett / Streichsextett

EAN/UPC/ISBN Code 724355560223



Auf allen Bildern, die man von ihm kennt, blickt Max Reger mürrisch drein -- als hätte er ständig den Kopf voll mit den aberwitzigen Kontrapunktkonstruktionen, von denen sein Werk nur so strotzt. Vor allem die Kammermusik Regers gilt als schwer -- vergleichbar mit der von Johannes Brahms; in ihrer harmonischen Sprache jedoch deutlich überhitzt. Sabine Meyer und die vier Mitglieder des Wiener Streichsextetts bringen Profil in dieses schablonenhafte Reger-Bild. Das Klarinettenquintett A-Dur aus dem Jahre 1916 ist das letzte Stück, das der Komponist vollendet hat. Hier ist wenig zu spüren vom "Trotzkopf in Tönen": Die Klarinette sorgt für milde Wehmut; in seiner Stimmungslage ist das Werk durchaus mit Mozarts Klarinettenquintett (bekanntlich ebenfalls Spätwerk eines früh Verstorbenen!) vergleichbar. Reger zeigt sich bei aller harmonischer Delikatesse zerbrechlich und es gibt viele Stellen in dem Stück, die wie ein komponierter Abschied klingen: So etwa die letzten gezupften Töne des an einen melancholischen Walzer erinnernden zweiten Satzes. Sabine Meyer und das Streichensemble greifen diese Stimmung gekonnt auf; beson-ders zu bewundern ist der runde, leuchtende Ton der Klarinettistin. Einen großen Kontrast erlebt man mit dem zweiten Stück. In seinem Streichsextett sprengte Reger die Grenzen zur Sinfonik. Das Wiener Ensemble -- hier nun vollzählig -- kostet in diesem Juwel der Kammermusik Überschwang und Farbenreichtum voll aus. Höhepunkt ist -- für mich -- der langsame Satz, den Reger selbst als "Gebet" bezeichnet hat. --Oliver Buslau