Drugqs
Preis 26.04 - 26.80 USD
Längst für ein Leben als Mythos schien sich der Aphex Twin entschieden zu haben, nachdem sein letztes Album, I Care Because You Do, sehr streng genommen von 1992 stammt und die Singles Come To Daddy und Windowlicker vor allem durch Chris Cunninghams bahnbrechende Videos in Erinnerung blieben. Und nun, plötzlich und einigermaßen unerwartet, ist er wieder da, der Hippie aus der Maschine, das kränkelnde Genie aus Cornwall, der Mann der vielen Alter Egos und ist ganz und gar er selbst. Dass er stehen geblieben ist, kann man ebenso gut sagen, wenn man damit meint, dass diese seine sehr eigene Musik heute nicht mehr innovativ ist. Abwinken kann man jedoch nicht, denn einzig bleibt er doch. Drum"n"Bass, Zeitgenössische Komposition, späte klassische Musik (Mahler, Bartok, Satie), Elektronik, außerordentliche melodische Schönheit, rhythmische Forschung, Ambienzen zwischen dem Blade Runner-Soundtrack, Brian Eno und früh Selbstausgebrütetem, das zeitweise Ausserkraftsetzen der Zeit im Versuch des sich-selbst-Überholens: im wörtlichen Sinne "grenzenlos" sind seine Stücke und beseelt von dieser speziellen inspirativen Besessenheit. Als wäre Richard in die Molekularstruktur jedes einzelnen Soundschnipsels und Beatbytes vorgedrungen um genau nachzufeilen, klingt es wie ein eitler Architekt, der am Ende nochmal selbst Hand an alles legen muss. Und nochmal und nochmal und nochmal. Dabei erreicht er nicht nur in den vielen kurzen Klavier-Intermezzi, Stimmsamples -- und wenn"s mal menschelt wie beim "Happy birthday, dear Richard!" des Chors vom Anrufbeantworter -- phasenweise einen Wärmegrad, der es praktisch unvorstellbar macht, dass diese Musik am Rechner entstanden ist und grösstenteils von ihm (ab-) gespielt wird. Ein Prozess, bei dem Zeit verging. Gut angelegte Zeit, weil auch das tatsächliche Erfassen dieses zwei CDs umfassenden Werkes einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Gute Zeit. --Rolf Jäger