Microsoft Encarta 2000 Africana

EAN/UPC/ISBN Code 659556145019



"Es ist mehr als nur ein Reisebericht, mehr als eine bloße Checkliste von Wundern der Natur", meint Kwame Anthony Appiah im einführenden Video zu Microsoft Encarta Africana 2000. Das stimmt zwar, ist allerdings noch stark untertrieben. Gemeinsam mit seinem Forscherkollegen Henry Louis Gates Jr. ist es ihm gelungen, eine außergewöhnlich reichhaltige, interaktive Reise durch die vergangenen 500 Jahre afrikanischer Kulturen in Afrika und der gesamten Welt zu gestalten. Es kann gar nicht genug betont werden, mit welcher Sorgfalt und Liebe zum Detail diese Software entwickelt wurde. Die grafische Darstellung ist modern und einladend, und durch den integrierten Microsoft Research Organizer hat der Benutzer die Möglichkeit, wichtige Stellen mit Lesezeichen zu versehen, um sie später erneut aufzugreifen (und korrekt zu zitieren). Einige Aspekte fallen besonders positiv auf, darunter zum Beispiel die "Africana on Camera"-Option. So findet man unter anderem eine Videoaufnahme von Maya Angelou, die vor einem Bildhintergrund eine poetische und rhythmisch klingende Erklärung des Wortes "Diaspora" zum Besten gibt. Damit der Benutzer sich von der schieren Menge der auf diesen beiden CDs enthaltenen Informationen jedoch nicht überwältigt fühlt, empfehlen wir, nach erfolgter Installation zuerst auf "Introduction" und "Tour This Product" zu klicken. Auf diese Weise erfährt man direkt, welche Ziele sich die Erfinder dieser Software gesteckt haben und wie man ihr enormes Potential vollständig ausschöpfen kann. Ebenfalls wärmstens zu empfehlen ist die "Find"-Funktion, die -- etwas versteckt -- in der linken oberen Ecke jeder Seite angezeigt wird. "Find" erzeugt eine Liste mit Ergebnissen, die unter anderem alle Artikel enthält, in denen das betreffende Suchwort vorkommt und -- bei der Suche nach einer bestimmten Person -- anzeigt, ob Videosequenzen oder Fotos der betreffenden Person vorhanden sind. Natürlich ist nicht jedes Element gleichermaßen gut gelungen. So sind die Historama-Funktionen vergleichsweise statisch und haben nur geringen Informationswert, selbst wenn man per Mausklick ein bestimmtes Datum auswählt. Insbesondere das Musik-Historama scheint nachträglich noch schnell hinzugefügt worden zu sein und erscheint etwas unausgegoren. In der mehr als ein Jahrhundert abdeckenden Geschichte des Jazz, Blues, Rap und Gospel kommen lediglich zwei Frauen vor, und nur eine der beiden wurde in der Bildunterschrift namentlich erwähnt (Bessie Smith bleibt namenlos, Lauryn Hill wird in den späteren Jahren erwähnt). Außerdem enthält das Musik-Historama zu wenig Videosequenzen -- kann man einem Kind Jimi Hendrix ohne Video und Ton wirklich näher bringen? In der Tat beschränken sich die meisten Videosequenzen auf Interviews, vergleichsweise unbekannte Filme und allgemein zugängliches Filmmaterial. Ob man auf diese Weise wohl die Kosten für ein derart umfassendes Projekt im Zaum halten wollte? Stärker einbezogen werden geschichtliche und visuelle Elemente in der "Virtual Tour"-Funktion, wo man sich per Mausklick auf einzelnen Punkten in 360°-Stadtansichten zusätzlich weitere historische Fakten anzeigen lassen kann. Sieht man sich beispielsweise gerade in den Straßen von Paris um, kann man per Pop-up-Menü mehr über einen Auftritt der amerikanischen Opernsängerin Jessye Norman anlässlich eines französischen Nationalfeiertages erfahren. Mit Hilfe ausgezeichneter, kommentierter Videotouren kann man sich gleichzeitig kulturelles Kontextwissen aneignen und eine überwältigende Aussicht auf die Sklavenküste oder Timbuktu genießen. Während die afroamerikanische Kultur besonders stark vertreten ist, geht dies jedoch nicht zu Lasten anderer Nationen und Kulturen. Auch was Afrika selbst angeht -- Geographie, politische Entwicklungen und kulturelle Feiern -- lassen sich wertvolle Eindrücke gewinnen. Wie Kofi Annan, Generalsekretär der Vereinten Nationen anmerkt, zeigt Africana nicht nur einen Ort "zu großer Armut und zu vieler Konflikte", sondern auch einen Kontinent "legendärer Städte und Königreiche". Zudem glänzen die transkontinentalen Verbindungen als einige der stärksten erzählenden Elemente, die in dieser Software enthalten sind. Die Barbarei des transatlantischen Sklavenhandels ist ebenso eingehend dokumentiert wie der seither weltweit geführte Kampf für die Achtung der Menschenrechte. Encarta Africana hält einige Überraschungen bereit. Sei es ein nachdenklicher Essay von James Baldwin in "The Nation" oder ein in die komplexe Theaterkultur der Karibik einführender Artikel -- in der Africana findet sich zu allem etwas. Encarta Africana schließt eine seit langem bestehende Marktlücke und bietet via Bildschirm einen tiefen Einblick in eine bewegte und bewegende Welt. --Jennifer Buckendorff