Astrid Lindgren Klassiker-Kollektion [VHS]
Madita: Die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin Astrid Lindgren schrieb bereits 1961 Madita, die bezaubernde Geschichte um ein junges Mädchen, das vielfach auch als weibliches Gegenstück zum frechen Michel gesehen wird. Die Verfilmung dieses Stücks wie auch des Nachfolgers Madita und Pim ließ jedoch bis Ende der 70er-Jahre auf sich warten. Wir schreiben Anfang des 20. Jahrhunderts, Drehort ist Birkenlund, ein schönes Haus, mit zwei Damen, Personal und natürlich die Hauptfigur Madita mit ihren Eltern und der kleinen Schwester Elisabet. Jeden Tag erlebt man hier neue Abenteuer und auch mal Gemeinheiten. Denn als Madita heimlich und nur für Abbe, den großen Nachbarsjungen, ihre guten neuen Sandalen zum Maifeuer anzieht, wird ihr ein Schuh geklaut. Madita und die arme Mia geraten in einen Wettstreit, bei dem eine schwierige Mutprobe von beiden bewältigt wird. Nur fehlt leider am nächsten Tag die Geldbörse des Rektors, die am offenen Fenster lag. Ein Zufall? Gewiss nicht. Spaß bei allem Übel haben Madita und Mia mal gemeinsam, als auf Birkenlund die große Entlausung mit Dillessig stattfinden muss. Außerdem kündigt sich Nachwuchs auf Birkenlund an, er wird doch wohl hoffentlich nicht das ganze Weihnachtsfest durcheinander bringen? Eigentlich handelt es sich um eine fast alltägliche Familiengeschichte mit einem lausbübischen Grundschulkind im Mittelpunkt. Der Charme liegt jedoch in den leichten Zuspitzungen, dem kecken Kindermund und insgesamt in dem einzigartig feinfühligen Witz, den wohl nur Astrid Lindgren ihren (kindlichen) Charakteren zu verleihen vermochte. Sie sind schlicht, ganz natürlich und doch sehr einfallsreich, lebendig verrückt, die Fantasie anregend und dennoch wieder ganz gewöhnlich typisch. Kinder ab etwa acht Jahren nebst ihren Eltern erleben hier einen schönen Film in idyllischer Atmosphäre, der durch seine leichte Farbblässe zudem sehr zeitgerecht wirkt und von den Darstellern liebevoll übermittelt wird. --Simone Gefeller Ronja Räubertochter: In einer stürmischen Gewitternacht wird die Räubertochter Ronja oben in einem Burgzimmer geboren, während das blaue Licht der Blitze hereinflackert und die sympathische Räuberbande der Mattis-Sippe unten aufgeregt auf den Neuankömmling wartet. Sie ahnen nicht, dass in der gleichen Nacht die Borka-Sippe, mit der sie immerzu konkurrieren, als Nachkommen einen Sohn empfängt: Birk. Während sich die beiden Wegelagerer-Banden ungefähr zehn Jahre später immer noch das Wasser abgraben, freunden sich Ronja und Birk bei ihren ersten Erforschungen der Umgebung an. Im Wald lauern Gefahren. Ronja lernt, mit Graugnomen und Dunkeltrollen umzugehen und mit einer Schar gefährlicher Vögel, den Wildtruden. Die Freundschaft der Kinder steht gegen die Feindschaft der Großen und sorgt für eine Menge Unruhe in beiden Lagern. Die filmische Umsetzung der Geschichte von einem Mädchen, das auf einer alten Festung mitten im Wald bei Räubern aufwächst, ist glänzend gelungen und gehört neben Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga zu den besten Lindgren-Filmen, für die Schwedens gepriesene Autorin nicht nur die Buchvorlage, sondern auch das Drehbuch lieferte. Die besondere Anziehungskraft des Räubermärchens liegt in der Mischung aus Realismus mit fantastischen Elementen, die Regisseur Tage Danielsson (Die Abenteuer des Herrn Picasso) perfekt in sein Medium hinüber zu transponieren weiß. Börje Ahlstedt als der sehr eitle, aber sehr gutmütige Räuberhauptmann Mattis kennt man aus verschiedenen Ingmar-Bergmann-Filmen wie Fanny und Alexander oder Dabei: Ein Clown. Von Hanna Zetterberg, die ihre Rolle als eigenwillige und mutige Räubertochter voll ausfüllt und mit ihrem dicken Haar, den wachen Augen und dem herzlichen Lachen Ausstrahlung besitzt, hat man leider nie wieder etwas gehört. Ein Film von einem traumhaft unkonventionellen Leben in freier Natur, in der es zwar auch Probleme gibt, aber mit Liebe nicht gespart wird. Ein Film, der leicht zum Lieblingsfilm werden kann. --Daphne von Unruh Ferien auf Saltkrokan. Das Trollkind: Das Trollkind wird erst geboren nach der sommerlichen Hochzeit von Marlin und Peter, wie es sich 1965 gehörte, als dieses Saltkrokan-Abenteuer in Schweden entstand. "Nun ist es passiert", schwärmt Tjorven, als sich das Paar das Jawort gibt und das kann Stina nur bestätigen. Sie konnte einfach nicht mehr an sich halten und pinkelte auf den Kirchenboden. Das ist der muntere Auftakt zu einem weiteren Saltkrokan-Abenteuer. Schnitt und Zeitsprung: Saltkrokan im Winter. Klein-Skrallan, die Titelheldin betritt, wenn auch noch torkelnd, sie ist ca. ein Jahr alt, die verschneite Insel. Die Kleine hat es in sich und sie hat es auf den letzten Nerv ihres Großvaters Melker abgesehen. Ob sie nun Geschirr zerdeppert oder die Küche flutet, dieses Kind hat einen unfehlbaren Instinkt den Puls ihrer Verwandtschaft zu beschleunigen. Die Insel-Kinder sind hingerissen von diesem chaotischen Talent mit Baby-Charme und auch die Erwachsenen lieben das Chaos-Kind. So prägt sich bald der Begriff "Trollkind". Stina, die noch nicht wirklich zwischen Fantasie und Realität unterscheiden kann, denkt sich nichts Böses, als sie das Trollkind an den Insel-Fiesling Westermann für schlappe 25 Oere verscherbelt und ihren just gewonnenen Reichtum in einen köstlichen Kokus-Kuss umsetzt. Überhaupt bietet Westermann wieder Anlass zur Sorge. Er erschießt eine Fuchsmutter, die einen Bau voller Junger zurücklässt. Jetzt müssen Pelle und seine Freunde den wüsten Westermann vom Fuchsbau fernhalten, um die Fuchskinder in Ruhe aufzupäppeln zu können. Das Trollkind gehört zu den stärksten Episoden der Saltkrokan-Reihe, da es eine vielschichtige Handlung bietet. Ernste Themen wie Eifersucht und das Eingestehen von Fehlern sind geschickt in den sehr unterhaltsamen Plott eingewebt. Mit seinen vielen Slapsticknummern zielt Das Trollkind aber auch auf den Lachnerv der Zuschauer. Wo sich die Kinderschar vergnügt kugelt, tupft sich der Erwachsene verstohlen den Angstschweiß und ist froh, kein Trollkind unter den Nachkommen zu wissen, die so friedlich vor dem Heimkino vereint sind. --Sibylle Gassner