Trotz ihres mädchenhaften, frechen Aussehens hat es Lisa Lopes faustdick hinter den Ohren. Ihren Körper zieren Tattoos und der Aggressivität der Worte ließ sie schon Taten folgen, als sie das Haus ihres Freundes und NFL-Spielers Andre Rison niederbrannte. Dafür fand sich Miss Left-Eye dann auch in einem Staatsgefängnis wieder. Dem kometenhaften Erfolg des TLC-Mitglieds, das schon für Mel C, "N Sync oder Keith Sweat rappte, tat dies keinen Abbruch. Über 20 Millionen verkaufte das Trio, eine bessere Voraussetzung für eine Solokarriere gibt es wohl kaum. Für die Veröffentlichung ihres Solo-Debüts Supernova wählte Lisa Lopes ein für sie prägnantes Datum: den 16. August, der Tag, an dem ihr Vater starb und dessen Vater geboren wurde. Überhaupt spielen Zahlen eine große Bedeutung in Lopes" Leben. Für die CD entwarf sie ein Puzzle aus zwölf Teilen, wobei jedes für einen der zwölf Songs steht. Zusammengesetzt ergeben sie einen Ball, dessen Seiten also jeweils für ein Stück mit einer Botschaft stehen. Mit ihren teilweise sehr persönlichen und nachdenklichen Texten will die 1971 in Philadelphia, einer alten Soul-Hochburg, geborene Frau auch beweisen, dass die vielen ihr angedichteten Geschichten und Etiketten nur Medienblödsinn sind. Musikalisch ist Supernova wenig spektakulär. Viel Soul und R&B, aber auch Dance-Pop dominieren die von Lisa Lopes selbst komponierten Tracks, denen sie mit ihrer exzellenten Stimme eine spezielle Note verleiht. Bei "Untouchable" taucht ganz überraschend 2Pac nicht nur als MC, sondern auch Programmierer der Drums auf. Mit Supernova wollte Lisa "Left-Eye" Lopes belegen, dass sie mehr als ein TLC-Mitglied ist, sondern eine Frau, die zwischen Tiefe und Oberflächlichkeit unterscheiden kann. "Ich glaube an mich, brauche nur mich. Ich bin mein eigenes Wesen", sagt die US-Rapperin über sich selbst und man mag ihr nicht widersprechen. --Sven Niechziol