Hellblau (Ltd.Edt.Digipak)
Preis 17.69 USD
Hellblau, -das ist die Färbung des Himmels ebenso, wie die bevorzugte Hemdenfarbe von Motivationstrainern und Immobilienmaklern. Hellblau ist auch der Titel der neuen CD von Kim Frank, in dessen Persönlichkeit Sinn für Romantik und Unsinn des Blendertums ebenfalls dicht nebeneinander liegen. Doch Eines kann ihm niemand absprechen: Er glaubt felsenfest an das was er singt.Kim Franks Übermaß an Selbstwertgefühl macht es Menschen leider ziemlich einfach, ihn nicht zu mögen. Die ewige Geschichte vom Hochmut, der vor dem Fall kommt, macht ihn so angreifbar, zum Beispiel wenn die BILD-Zeitung titelt: “So verzockte Pop-Star Kim Frank sein Vermögen.“. Im Alter von 16 war er als Kopf von Echt ganz oben, verliebt in sich selbst und seine Rolle als Popstar. Doch als die Platten begannen zu floppen und die Band sich auflöste war es aus. Das in guten Jahren erwirtschaftete Vermögen ermöglichte ihm allenfalls die zukünftige Rolle als Deichgrafen mit großzügig geführtem Hof am Meer, bis es schließlich hieß: Geld weg, Freundin weg. Nach längerer Auszeit findet sich jetzt die musikalische Fortsetzung dieser Doku-Soap auf seinem Solo-Debüt Hellblau. Allein die Titelnamen könnten seine persönliche Geschichte erzählen: “Liebe“, “Kalt und Leer“, “Über Nacht“, “Für schlechte Zeiten“. Doch Frank ist topfit zurück aus der Krise, bereit sich dem öffentlichen Interesse zu stellen, um erneut Popstar zu werden, oder zumindest seine Freundin zurück zu gewinnen. Eigentlich bewundernswert. Doch leider hat es noch selten Gutes gebracht, nach einem Sturz einfach weiterzumachen wie bisher, ohne Bereitschaft Konsequenzen zu ziehen oder Kritik anzunehmen. “Ich lasse Kritik gar nicht zu. Kritik ist nichts für Kunst. Kritik ist was für Politik und Wirtschaft, aber doch nicht für Kunst,“ so Frank in einem Interview. Das ist dem Album leider deutlich anzuhören. Dabei ist guter Rat bekanntlich teuer. Doch den hat Frank gründlich in den Wind geschlagen, zum Beispiel, dass private Vergangenheitsbewältigung in Tagebuchform noch lange nicht zur Weltliteratur taugen muss. Oder dass es sich lohnen könnte, auch nach anderen Songwritern Ausschau zu halten, als Frederik Waldner, aus dessen Feder die Stücke auf Hellblau stammen. Für Kim Frank jedoch muss Musik mindestens ebenso bedeutsam daherkommen, wie sein textlich gespiegeltes Seelenleben, -eben als etwas “Ganz Großes“: Chöre, Streicher und Pauken fett, unter denen Keyboard, Gitarre und Schlagzeug eher benommen agieren. Allein deshalb ähneln sich sämtliche Stücke ziemlich stark. Eigentlich schade. Der Song “Lara“ zeigt, dass Kim Frank nicht schlechter ist, als viele andere, die im guten Mittelfeld spielen und immerhin 6000er Hallen füllen. Dass er selbst davon ausgeht, er sei viel besser, ist sein Fehler. Mehr Zurückhaltung, auch in punkto Arrangements, hätte Hellblau gut getan. Und Kim Frank auch. --Andreas Schultz