Innocent Bossa in the Mirror
Preis 27.99 USD
Die Bossa Nova und Japan: ein alter Flirt, der noch immer Hochkonjunktur hat. Der Werbespot-Musiker Miyake schlägt das jüngste Kapitel auf, zieht dabei aber Unterstützung aus dem Stammland Brasilien zurate. Mit dem Song-Schmied der Neo-Bossa Vinicius Cantuária und Produzent Arto Lindsay, dessen Tropenaffinität bis nach New York reicht, gelingt ihm ein cooles bis unterkühltes Werk. Die verlorenen Pianoakkorde des Japaners durchziehen die Songs wie ein roter Faden, und Cantuárias akustischer Sechssaiter bildet den rhythmischen Motor. Das Perkussive dagegen wird -- ganz in der üblichen Manier Lindsays -- eher sperrig und hemmend eingesetzt, gleitet zusammen mit seinen E-Gitarren-Fetzen immer wieder ins Geräuschhafte. Das hat durchaus seinen Reiz, wie im obsessiven Titia Inocencia oder in Giraffe In Green, einem Drum"n"Bass en miniature, kann aber auch ermüdend wirken, da der Noise-Ansatz in diesem relaxten Umfeld oft sehr prätentiös daherkommt. Am besten funktioniert die brasilianisch-fernöstliche Session, wenn Cantuárias milde Stimme dominiert, so im sehr reduzierten Eröffnungsstück, das an späte Barstunden erinnert, oder im völlig überraschenden Stones-Tribut As Tears Go By, verziert mit lapidaren Trompeteneinlagen Miyakes. Seinen Blechblastriumph spielt er dann mit Flügelhornmeditationen in Creamy Thighs voll aus, einem Meisterstück an distanziert-schwülem Bossa-Jazz aus Nippon. --Stefan Franzen