Diese hoch gelobte und oft als "der Messias für das nächste Jahrtausend" bezeichnete Aufnahme hat einiges zu bieten. McCreesh hebt vor allem die Dramatik und das Aufregende des Werkes hervor. Ein flinkes Tempo und rasche Artikulation verleihen der Musik eine treibende Dynamik. Manchmal ist der Schwung vielleicht zu viel des Guten -- dann klingt es, als hätten die Musiker zu viel Kaffee getrunken. Trotzdem sind die Ausführungen des Chores und Orchesters tadellos, sogar brillant. Die Solisten allerdings sind weniger ansprechend. Bei all ihrer Sensibilität für Text und Melodie scheinen ihre weitläufigen Vibratos und unaufhörlich glättenden Techniken besser zu Beethoven oder Strauß zu passen. Sogar der Tenor Charles Daniels, bekannt als erfahrener und kultivierter Spezialist des Barock, verliert sich in unschönen Schwankungen. Hörer, die eher konventionelle "opernhafte" Solisten bevorzugen, mögen diesen unbestreitbar spannenden und professionellen Messias vorziehen. Wer aber den wahren Klang der frühen Musik bevorzugt: Die Aufnahme von Judith Nelson und Emma Kirkby bei Hogwood Records klingen auch nach 20 Jahren noch immer einwandfrei. --Matthew Westphal