Lust Lust Lust
Preis 35.73 USD
Manchmal muss man rückwärts fahren, um vorwärts und ans Ziel zu kommen. Genau das gelingt den Raveonettes mit ihrem formidablen, ungemein kurzweiligen und herrlich altmodischen Album Lust Lust Lust. Wobei die Entscheidung des Arbeitsprinzips „Weniger ist mehr“ nicht unbedingt freiwillig ist, aber die Dauerkrise der Musikindustrie hat auch etwas Gutes: gnadenlose Budget-Kürzungen für kleine Bands, wenn nicht gar der Rauswurf. Auf dem letzten Album Pretty In Pink ermöglichte eine große Plattenfirma noch einen Produzenten wie Richard Gottehrer (Blondie, Climax Blues Band, Joan Armatrading) und Studio-Gäste wie die ex-Velvet-Underground-Trommlerin Mo Tucker, Martin Rev von Suicide und Ronnie Spector, die irgendwie unbeschadet aus der Ehe mit dem durchgeknallten, schießwütigen Genie Phil rauskam. Für Poliermittel und Schleifstein wäre wohl auch diesmal noch Geld übrig gewesen, aber davon wird hier wohltuend kein Gebrauch gemacht. Der dunkelhaarige Sänger, Gitarrist und Songwriter Sune Rose Wagner plus die blonde Duo-Hälfte Sharin Foo, die singt und den Bass zupft, knüpfen wieder an den Vintage-Pop-Sound der Gründerzeit an. Da verschmolzen die in New York Lebenden Dänen Surf, Garagen-Rock, Noise Pop, Fuzz-Gitarren und Beat ohne nostalgische Gefühlsduselei, Retro-Langeweile und ölige Tollen. Genau das gelingt ihnen mit all dem Low-Fi-Charme und Scheppersound wieder, und so klingt die Platte, als würden Jesus & Mary Chain mit den Ventures jammen. Lust Lust Lust, der Albumtitel passt wie die beigelegte Brille zum 3-D-Cover. --Sven Niechziol