Die Fotoagentur Magnum ist bekannt für die herausragenden Bilder ihrer Mitglieder/innen im Bereich der Dokumentations- und Livefotografie. Nur fünf der fünfzig ständigen Mitglieder sind Frauen. Diese fünf Künstlerinnen -- Eve Arnold, Martine Franck, Susan Meiselas, Inge Morath und Marilyn Silverstone -- sind Thema dieses Buches. Fotojournalistinnen leben immer in einem großen moralischen Konflikt: Einerseits sollen sie dokumentieren, der Welt zeigen, was "da draußen" passiert, Aufmerksamkeit erregen -- andererseits ist Fotojournalismus immer auch ein Eindringen in die Privatsphäre, ein Zur-Schau-Stellen der Betroffenen. Hinzu kommt der Sonderstatus der Frau als Fotografin: Der weibliche Fotograf wird gesellschaftlich anders eingestuft als sein männliches Gegenstück. Eine Tatsache, die in den verschiedenen Texten dieses Buches heftig kritisiert wird. Susan Meiselas" Bilder der Bürgerkriege in Zentralamerika könnten eindrucksvoller nicht sein. Ihre Fotos haben keine Titel, sondern Sätze oder kurze Geschichten als Ergänzung. Wie zum Beispiel das Bild einer "Monimbo-Frau, die ihren toten Ehemann nach Hause bringt, um ihn dort in ihrem Garten zu begraben". Eve Arnolds Bilder vom China im Jahr 1979 zeigen die vielen unterschiedlichen Facetten dieser damals noch absolut fremden Kultur. Auch Martine Franck beschäftigt sich mit einer anderen Kultur: die der Inselbewohner von Tory Island. Ihre liebevolle Darstellung dieser Menschen zeigt eine sehr persönliche Sicht dieser fremden Lebensweise. Marilyn Silverstone fotografierte in Indien, Pakistan und Tibet. Später wurde sie buddhistische Nonne. Eine Lebensauffassung, die schon früh in ihren Bildern zu erkennen war. Inge Moraths poetische und humorvolle Bildererzählungen aus New York fallen etwas aus dem Rahmen -- weil sie die Betrachter/innen schmunzeln lassen: Das Lama, das verschmitzt den Hals aus einem Auto reckt oder die großartige Fotoreihe mit Masken von Saul Steinberg sprechen eine besondere Sprache -- die der inneren Heiterkeit. Magna Brava: Ein Bildband ehrlicher Fotos von fünf Frauen, die die Welt gesehen haben. Das Besondere an ihren Aufnahmen ist, daß sie im Gedächnis hängenbleiben und sich dort weiterentwickeln. Eine wundervolle Gelegenheit, in fremde Kulturen einzutauchen, die Brille geradezurücken und sich auf die Sicht dieser außergewöhnlichen Fotografinnen einzulassen. --Sandra Neumayer