Viewfinder [Vinyl LP]
Post-Rock oder Neo-Folk, Obskur-Folk oder offener Rock? Das amerikanische Quartett Pullman überraschte schon auf seinem 98er-Debüt Turnstyles & Junkpiles mit ungewöhnlichen Kompositionen, die dort mit vier Akustikgitarren eingespielt wurden. Auch Viewfinder ist wieder ein Instrumentalalbum geworden, wobei sich die Vier nun für ein erweitertes Instrumentarium begeistern ließen und auch noch Drums und Bass, Percussion, Akkordeon, Lap-Steel-Gitarre und anderes dazugeholt. Gelegentlich strapaziert man auch diverse Effektgeräte. Wohin die musikalische Reise geht, verdeutlicht schon die Besetzungsliste der Band. Da ist zum einen Douglas McCombs, ansonsten bei den wunderbaren Rockern Eleventh Dream Day aktiv, zudem Gründungsmitglied der Postrock-Legende Tortoise. Dazu Bundy K. Brown -- umtriebiger Chicagoer Musiker -- sowie Chris Harvey (Rex) und Chris Brokow, der einst geschätzten Indie-Bands wie Come und Codeine vorstand. Gemeinsam entwickeln die Vier interessante Klangwelten, die sowohl mit Post-Rock als auch Folk, mit Soundtrackmusik als auch Akustikgitarren-Songs spielen. Von der Herangehensweise ungewöhnlich, klingen die Songs meist sehr unspektakulär, haben sich Pullman, doch auch in Großbuchstaben "Reduktion" auf die Fahnen geschrieben. Das klingt dann manchmal, als träfen die komplizierten Gitarrenfiguren eines Leo Kottke auf die rhythmischen Feinheiten der Tortoise, die für imaginäre Filme eingespielt wurden. Ein sehr wohl tönendes Album. --Thomas Bohnet