Switzerland Heritage
Herman Düne sind, anders als man zuerst vermutet, nicht eine einzelne Person, sondern zwei aus Schweden stammende Brüder, die sich offensichtlich beide den gleichen zweiten Vornamen teilen: André und David-Ivar Herman Düne. Hinzu kommen laut Beiheft noch Schlagzeuger Néman und ein Freund namens Omé. Die Musik der in Frankreich lebenden Brüder lässt sich als entspannter Folkrock mit Blues-Einschlag bezeichnen, aber der Angabe auf der Cover-Rückseite, dass die Scheibe ein "New Treasury of Folk Songs" sei (bei dem man angeblich noch das Gitarrespielen lernt), sollte besser hinzugefügt werden, dass Herman Düne sich doch ziemlich weit in der Indie-Ecke befinden. Originell sind Herman Düne in jedem Fall. Ein anfangs etwas irritierender weinerlicher Gesang in ziemlich hoher Stimmlage, an den man sich mit der Zeit gewöhnt, eine zeitweise ganz schön schräge Instrumentierung und ein großartiges Songwriting sorgen dafür, dass Switzerland Heritage ein Hörerlebnis der besonderen Art ist, das einem mit jedem Hören besser gefällt. Absurde Texte über Krähen an der Leine ("Two Crows"), oder gefühlvolle und zuweilen lüsterne Texte ("Martin Donovan In Trust") und Songs, die thematisch von Haschkeksen ("Coffee And Fries") über Gedanken vor dem Abflug am Flughafen ("Going To Everglades") bis zu Beziehungsproblemen ("The Speed Of A Star") reichen, untermalt von wenig spektakulären Gitarren, die nie unnötig laut oder hektisch werden, ergeben einen abwechslungsreichen Lo-Fi-Folkrock. Bei Herman Düne steht, anders als beispielweise bei Beck weniger die geniale technische Spielerei im Vordergrund, sondern eher die schlichte, aber effektive Songstruktur, die etwa an Velvet Underground erinnert. Die beiden Düne-Brüder outen sich mit Switzerland Heritage als äußerst talentierte Songwriter in ihrem Genre. --Albrecht Volk