Pfeifers Reisen: Gedichte

Preis 13.94 USD

EAN/UPC/ISBN Code 9783596182961


Mit Gedichten hat alles angefangen. Als der 75-jährige Mainzer Schriftsteller Ror Wolf noch studierte, veröffentlichte er erste Moritaten. 1995 tauchte dann der herrlich bedeutungslose Hans Waldmann auf, der in zweizeiligen Strophen voller sprachlicher Komik das Gewicht des Lichts analysierte, vor den Kohlehändlern in Marl Reden hielt, einfach seinen Koffer nahm und trotz vieler banaler Katastrophen lange Zeit nicht totzukriegen war. Dann plötzlich, irgendwann 2006, verschwand Waldmann sang- und klanglos -- aber eigentlich auch nur, um eine andere, erstaunlich ähnliche, Identität anzunehmen. "Waldmann wird von jetzt an Pfeifer heißen", verkündet dem entsprechend der Band Pfeifers Reisen, der auch den Waldmann-Zyklus versammelt. "Was gewesen ist, das ist gewesen. / Was nun kommt, das wird man später lesen. / Achtung, nun beginnen Pfeifers Reisen." Was folgt, ist das "Vers-Epos in 40 Umdrehungen" Doktor Pfeifers Reisen. Im dritten Teil startet dann die Reise in die Vergangenheit. Denn bevor aus Pfeifer Waldmann wurde, trieb er unter anderem als Q sein lyrisches Wesen, fuhr Hut vergessend ans Ufer oder saß rauchend im Sessel, versuchend, "die Welt von ihrer heiteren Seite zu betrachten". Dem entsprechend sind Pfeifers Reisen auch Qs phantastische Fahrten aus den Jahren 1977/78 mitgegeben, nebst "neunzig Gelegenheitsgedichten aus dem Nachlass", die vor allem demonstrieren, dass Wolfs Dichtkunst nie nachlässig war noch nachgelassen hat. Im Gegenteil: Denn die frühen Gedichte kommen bisweilen doch ein wenig kalauernd und ungelenk daher. Im späteren Werk dann zeigt sich dann echte Reife. Nicht immer freilich hält Pfeifers Reisen das Fahrttempo durch. Auch in den neueren Gedichten hat sich Wolf beizeiten allzu sehr von seinen Gedanken treiben lassen. Da wird dann, dem Reim zuliebe, auch manche Länge in Kauf genommen, Geschichten entwickeln sich allzu sehr im freien, unstrukturierten Gedankenfluss. Das ist dann so wie bei moderner Musik: Ohne Struktur klingt alles gleich. Trotzdem stimmt, was Robert Gernhardt einst über den Mainzer Kollegen sagte (und was der Klappentext ebenso genüsslich wie richtig zitiert): Obwohl Wolf in Prosa besser ist, gehört sein lyrisches Werk "zum Erfreulichsten, was an zugleich zeitgenössischer und komischer Dichtung veröffentlicht worden ist". -- Stefan Kellerer, Literaturanzeiger.de