Achtung Meisterwerk! Noch kann Bruno Coulais im Glanz seines fantastischen Erfolgs von Himalaya schwelgen und könnte sich wunderbar auf seinen Lorbeeren ausruhen. Stattdessen hat er mit dem Soundtrack Die purpurnen Flüsse die atemberaubendste Filmmusik seiner Karriere, bei der es ja nun wirklich nicht an Erfolgen mangelt, geschaffen. Er wollte immer schon einmal die Musik für einen Thriller schreiben, und so fand der Komponist mit dem Film von Matthieu Kassovitz ein hervorragendes Terrain um diesem Wunsch nachgehen zu können. Wie bei einer Schlachtordnung für einen Kampf stellt er die vom Orchester geschaffenen Stimmungen den vielfältigen Rhythmen gegenüber. Bruno Coulais bezieht sich mehr auf die Atmosphäre als auf die Bedeutung des Themas. Er untermalt die Bilder mit einer Stimmung, bei der der Tumult die Herrschaft übernimmt. Wie bei einem Puzzle bringt Die purpurnen Flüsse seine Zuhörer dazu, sich auf ein Denkspiel einzulassen, das sonst selten so bis an die Grenzen getrieben wird und bei dem man ein wahres Einfühlungsvermögen benötigt um dort die subtilen Andeutungen wahrzunehmen. Phasenweise nähert sich diese Partitur der Filmmusik von Philip Glass und diese Musik präsentiert alles, was auf diesem Sektor jenseits des Atlantiks erreicht wurde. Sie wirkt wie ein Befreiungsschlag für eine Gattung, die in Frankreich leider unterschätzt wird. "The Glacier", "The Chase" und das äußerst raffinierte "The Cable Car", das mit seinen überschwänglichen Worten beeindruckt, tragen sich jetzt schon mit goldenen Lettern in das Kulturerbe der französischen Musik ein. Eine Filmmusik, aus der man nur mit Mühe wieder heil herauskommt und die so fesselnd ist, dass jeder Musikliebhaber sie ganz einfach besitzen sollte. --Didier Leprêtre