Als die algerische Popschiene über Frankreich so ganz allmählich Europa eroberte, arbeiteten die Exponenten dieser von Trance belasteten Bluesmusik aus dem afrikanischen Norden bzw. dem französischen Süden noch mit billigen Mitteln. Plastiktöne per Keyboard, spacige Trash-Gitarren, komische Rumba-Riddims und hypnotische Beats, die sich von Oran aus mit andalusischen Sounds versampelten. Inzwischen haben die Stars der Schublade ihre Titel abgelegt, heißen nicht mehr Cheb oder Chaba. Stattdessen mischen Khaled oder Fadela, Sahraoui und andere Blütenzauberer mit, lassen sich von britischen, französischen oder amerikanischen Produzenten erzählen, wie es zu gehen hat. Doch in der kreativen Steinzeit quälten sich die Pioniere noch mit anderen Tricks. Da haben wir zum Beispiel die legendäre Nummer von Chaba Fadela mit Cheb Sahraoui, dem einstigen Traumpaar des Rai: "N"Sel Fik" gelang als Meeting von Bluesgitarren mit arabischen Beats lange vor der Rai-Welle. Neben so einer Hitkiste können auch die anderen Tracks des historischen Albums bestehen. Der Produzent der Songs starb vor einigen Jahren, aber dieser Rachid Baba Ahmed und sein Bruder Fethi haben mehr für den Rai getan als alle anderen Hitmacher. Sie experimentierten mit eleganten Sängern wie Houari Benchenet, paarten Khaled mit Chaba Zahouania und fädelten schließlich im Jahre 1989 mit einem britischen Label diese Compilation ein, die den Rai aus der algerischen Nische heraus auf den Markt der World Music katapultierte. --Uli Lemke