Razorlight läuten mit ihrem Debüt Up All Night die nächste Runde im Gitarren-Kreativkampf London versus New York ein. An Selbstbewusstsein mangelt es dem Quartett und insbesondere Sänger und Gitarrist Johnny, hat er sich angeblich doch als Songwriter-Genie bezeichnet. Dabei sind Razorlight mal gerade seit 2002 am Start, wurden schnell entdeckt und umjubelt, aber sie mussten auch einige Unwegsamkeiten in Kauf nehmen. Super-Produzent Steve Lillywhite (U2, Talking Heads, XTC, Peter Gabriel, Pogues) sprang in letzter Sekunde ab, der nächste Produzent musste wegen persönlicher Gründe mitten in den Aufnahmen gehen und dann stieg auch noch der Trommler körperlich angeschlagen aus. In zwei Tagen wurden 62 Ersatzleute getestet, Andy Burrows wurde der Auserwählte. Nun ist also alles gut bei Razorlight, die 2003 nach zwei Vorab-Singles Rock ´n Roll Lies und Rip It Up schon Clubs ausverkauften. Beide sind auf Up All Night enthalten, doch das Album macht einen etwas unfertigen Eindruck, der die fraglos vorhandenen Qualitäten der Band nicht widerspiegelt. Zu sehr schimmern Television, The Strokes oder Libertines durch die so leidenschaftlichen und enthusiastischen Kompositionen. Vielleicht hätten sich Razorlight noch etwas Zeit für ihr Debüt lassen sollen, um an ihrem Sound zu feilen. So klatschen wir artig Beifall und heben uns die Jubelstürme für das nächste Album auf. --Sven Niechziol