Es muß Mitte der neunziger Jahre gewesen sein, als die ersten jungen Musiker sich gegen ein Vorurteil zu wehren begannen. Immerhin hatten Kritiker und Veranstalter geunkt, das klassische Klaviertrio sei im Jazz spätestens mit Bill Evans ausgereizt gewesen. Doch dann kamen selbstbewußte Künstler wie Brad Mehldau, Jacky Terrasson, Uri Caine oder auch Antonio Farao und belehrten die Trendplauderer eines Besseren. Rehabilitiert und renoviert ist die Besetzung Klavier, Kontrabaß und Schlagzeug auf dem Sprung ins nächste Jazzjahrhundert wieder salonfähig und bringt ständig neue Überraschungen hervor. Ralf Schmid, Veit Hübner und Torsten Krill etwa kannte man bislang als Stipendiaten und Förderpreisträger, die mit reichlich Energie und Talent sich in der bundesdeutschen Szene einführten. Als Live-Trio konnten sie die Jury des Hennessy Jazz Search 1999 überzeugen, die ihnen zum ersten Platz in der renommierten Ausscheidung verhalf. Und Time Makes The Tune holt nun auf Tonträger nach, was bislang die Club-Bühnen von Passau bis Bremen begeisterte. Denn Schmid erweist sich als eigenwilliger Harmoniearbeiter am Klavier, der tief in die Gestaltungsräume der neoromantischen Moderne eintaucht und sie für individuelle Soundausflüge modifiziert. Seine Linien mäandrieren um einfache Motive, die er wirkungsicher auszuarbeiten versteht, und sein Anschlag legt auf den einzelnen Ton wert, den er bewußt gestaltet, kombiniert und variiert. Hübner und Krill glänzen an Kontrabaß und Schlagzeug durch pointierte Präsenz und durch ein Gespür für effektvolle Reduktion rhythmisch-melodischer Fülle. Time Makes The Tune hat daher alles, was ein gutes Modern Jazz Album braucht. Es muß ja nicht immer Mehldau sein. --Ralf Dombrowski