Schumann Lieder Vol.5

Preis 21.96 - 38.12 USD

EAN/UPC/ISBN Code 90266890026


Hersteller Bmg Classics

Im fünften Teil ihrer Einspielung der Lieder Robert Schumanns präsentiert die französische Altistin Natalie Stutzmann den Liederkreis op. 24 nach Gedichten von Heinrich Heine, gefolgt von verschiedenen Romanzen und Balladen. Auf Grund ihrer zumindest für den Liedgesang ausgesprochen ungewöhnlichen Stimmgebung hinterlässt die CD einen sehr ambivalenten Eindruck. Positiv hervorzuheben ist der allgegenwärtige gestalterische Wille. Gemeinsam mit der hervorragend begleitenden schwedischen Pianistin Inger Södergren gelingen Stutzmann detailgenaue, durchdachte und an überraschenden Effekten reiche Interpretationen der Lieder. Überzeugend ist vor allem in Belsazar die in atemlosem Schrecken erstarrte Athmosphäre, nachdem als Antwort auf die Gotteslästerung Belsazars von unsichtbarer Hand geschriebene Buchstaben auf der Wand erschienen sind. Natalie Stutzmann vermag über eine lange Piano-Strecke hin große Spannung zu erzeugen, den Hörer gleichsam bei der Hand zu nehmen und am Geschehen teilhaben zu lassen. Im selben Lied beeindruckt sie auch mit dem schonungslosen Einsatz des Brustregisters, als es gilt, die Roheit der Knechte des Königs lautmalerisch zu charakterisieren. Überall jedoch, wo Stutzmann den Piano-Bereich verlässt, nimmt sie augenblicklich eine sängerische Pose ein, die mit einem gedeckt-gaumigen Stimmsitz und entsprechender Dunkelfärbung der Vokale einhergeht -- selbst manche Konsonanten bleiben davon nicht unbeeinflusst. Diese technisch bedingte Sonderbarkeit ihrer Stimmgebung verhindert die für den Liedgesang so wichtige, ja unverzichtbare Präsenz der Sprache. Wenn Vokale permanent verfärbt werden, wenn jedes Wort -- unfreiwillig ? -- nach sängerischem Pathos klingt, dann verhindert dies die Unmittelbarkeit der Wirkung des Wortes durch die Musik hindurch. Tatsächlich liegt das Problem nicht in der romantisch-satten Anlage der einzelnen Interpretationen, selbst das zeitweise starke Vibrato ist nicht der eigentliche Störfaktor: Ein Vergleich mit der hervorragenden Einspielung des Liederkreis op. 24 und einiger anderer auch auf dieser CD enthaltenen Gesänge durch Brigitte Fassbaender, die im Einsatz stimmlicher Mittel auch nicht gerade zimperlich ist, demonstriert dies eindrucksvoll. Der Unterschied liegt darin, dass Fassbaenders Gesang immer auf klarem, möglichst natürlichem Sprachvortrag basiert, während Natalie Stutzmann zu den zwar durchaus am Textinhalt orientierten, aber durch ihre eigenwillige Technik permanent eingeengten Tönen spricht. So einfache, offenherzige Lieder wie "Morgens steh ich auf und frage" oder "Berg und Burgen schaun herunter" aus op. 24 drohen dadurch zur Karikatur zu werden und die beispielsweise in "Ich wandelte unter den Bäumen" eindringlich präsentierten Empfindungen erreichen den Hörer niemals direkt, sondern immer nur durch den Filter einer künstlich klingenden sängerischen Darbietung. --Michael Wersin