Acres of Space
Preis 12.01 USD
Fraglos trägt On-U Sound maßgeblichen Anteil an der Popularität von Dub in Europa. Das von Produzentengenie Adrian Sherwood in London gegründete Label gab dem klassischen Dub-Sound eine elektrische Note. Auch der ehemalige Roots-Radics-Trommler Lincoln Valentine "Style" Scott stieß über das Sherwood-Projekt New Age Steppers zur On-U-Familie. Dort stieg er mit der eigenen Band Dub Syndicate neben den superben African Head Charge schnell zum Label-Star auf. Schon in den 90er-Jahren aber wurde offensichtlich, das On-U die innovativen Kräfte verlassen. Immer fungierte Sherwood der Produzent, stets tauchten dieselben Musiker wie Skip McDonald, Errol Holt, Akabu, Dr. Pablo, Keith Le Blanc, Bim Sherman oder Doug Wimbish in den Studios auf. Auch das Dub Syndicate verlor an Einfluss und irgendwann waren auch die Lorbeeren für solch grandiose Platten wie Echomania (mit den Gästen Lee Perry, Talvin Singh und Michael Franti von Spearhead) oder Time Boom X De Devil Dead verwelkt. Mittlerweile verwaltet On-U nur noch seinen Backkatalog und der auf Jamaika lebende Style Scott bringt Dub-Syndicate-Platten auf dem eigenen Label Lion & Roots heraus. Für Acres Of Space konnte eine illustre Mannschaft zusammen gestellt werden: Carlton Ogilvie (2 Bad Card), Chris Meredith (Dennis Brown, Lauryn Hill), Alan Glen (Little Axe) und natürlich Sherwood. Weitenteils orientiert sich auch dieses Team an den typischen Dub Syndicate Sounds mit den unverkennbaren digitalen Dubs, Halleffekten und untergeschobenen Klangspielereien. 70er-Jahre-Dub-Puristen werden also erneut ihre Probleme bekommen, trotzdem fällt dieses Album weitaus besser als erwartet aus. Grund dafür ist auch, dass sich mit Luciano, Capleton, Big Youth Little David und Jah Bless exquisite Vokalisten das Mikro weiter reichen. Gerade Luciano verwandelt "One In A Billion" in einen Sommerhit, dessen Coolness den meisten Downbeat-Songs von der Recycling-Festplatte wie digitalen Müll klingen lässt. Der vielleicht schönste Track aber ist die Version (gleichzeitig eine Verneigung von der Reggae-Kultur, wo Single B-Seiten immer Version hießen) von "Time" mit einer wunderbaren melancholischen Harmonika. Die Anzeichen mehren sich, dass das Dub Syndicate sein Tief überwunden hat. --Sven Niecziol