Filmreife Spezialeffekte per Computer -- das ist das Metier der Compositing-Programme. After Effects ist im Desktop-Video-Bereich fast schon zum Synonym für diese Software-Gattung geworden. Version 5.5 des Grafik-Tools wurde um einige interessante Funktionen erweitert. Allen, die bereits mit Adobe-Produkten wie beispielsweise Photoshop gearbeitet haben, wird sich die Oberfläche von After Effects 5.5 schnell erschließen. Einsteigern mag die Vielzahl der frei anzuordnenden Paletten anfangs etwas verwirrend erscheinen. Insgesamt ist das Programm jedoch -- besonders im Hinblick auf seine Leistungsfähigkeit -- als sehr anwenderfreundlich zu bezeichnen. After Effects 5.5 kann zwar fast alles, was man sich von Video-Software wünscht, ein Schnittprogramm ist es gleichwohl nicht. Hier ist es auf die Zusammenarbeit mit Premiere 6.0 oder artverwandten Produkten angewiesen. Entsprechend umfangreich ist die Liste der unterstützten Datei-Formate. Neben MPEG-1 (nur Import), RealMedia (nur Export), QuickTime, Flash (SWF) und AVI zählen dazu auch einige Audio- (unter anderem MP3) sowie die wichtigsten Standbild-Formate. Photoshop- und Illustrator-Bilder können sogar inklusive der Ebenen und Pfade übernommen werden. Klassisches Compositing-Werkzeug sind die Effektfilter. Mehr als 90 davon bringt After Effects 5.5 bereits serienmäßig mit. Über eine Plug-in-Schnittstelle lassen sich weitere integrieren. Neu sind die Filter Zellmuster, Raster, Tonwerte, 4-Farben-Verlauf, Kanten aufrauen und Zeitverschiebung. Dazu kommen die Effekte Blitz, Kräuseln, Strudel und komplexe Wellen, die bislang nur im teureren After Effects Production Bundle enthalten waren. Am beeindruckendsten sind jedoch die farbigen Schatten und Projektionsebenen geraten. Mit ihrer Hilfe können beispielsweise faszinierende Buntglaseffekte erzeugt werden. Zur besseren Kontrolle lässt sich im Kompositionsfenster die Voransicht eines bearbeiteten Bereichs anzeigen. Dadurch müssen nicht ständig langwierige, den Arbeitsfluss unterbrechende Render-Vorgänge abgewartet werden. Zusätzlich bietet das Adobe-Programm nun auch den von Konkurrenzprodukten gewohnten Komfort der variablen 2D- und 3D-Mehrfachansichten. After Effects 5.5 überzeugt mit einer Reihe sinnvoller Neuerungen -- die Vektor-Zeichenwerkzeuge des Production Bundle wurden der "kleinen" Version leider nicht spendiert. Auch die intelligente Masken-Interpolation (ein besonderes Highlight), die Farbstabilisierung sowie die Unterstützung von Formaten mit 16 Bit Farbtiefe pro Kanal bleiben erst einmal den Profis vorbehalten. Die erstellten Compositings geraten qualitativ dennoch äußerst hochwertig. Zudem eignet sich das Programm dank seiner umfangreichen Export- und Import-Möglichkeiten auch hervorragend für ambitionierte Webdesigner. --Holger Otto Pro: Umfangreiche 2D- und 3D-Funktionalität Hohe Ausgabequalität Zahlreiche Export- und Import-Formate Kontra: Keine Video-Paint-Funktionen