Bounce [Musikkassette]
Jon Bon Jovi mag sich zwar selbst furchtbar gerne für einen zweiten Bruce Springsteen halten. Aber er ist es nicht. Bei dem Gedanken, dass eine Platte von Bon Jovi auch nur irgendwie durch die Ereignisse des 11. September 2001 beeinflusst sein könnte, läuft es einem kalt den Rücken runter. Was für ein Glück, dass die Anspielungen hierauf bei Bounce im Hintergrund bleiben und das Album weder aufdringlich melancholisch noch direkt ergreifend wirkt. Es folgt auf das enttäuschende, im Jahr 2000 heraus gebrachte Crush -- ein Album, das es mal mit gerade einer einzigen Single schaffte, sich im Land der modernen Rockmusik am Leben zu erhalten und das dann auch noch durch einen Rückgriff auf einen Stil, von dem sie sich seit "Livin" On A Prayer" doch eigentlich entfernen wollten. Hier versuchen sie, wieder von all dem weg zu kommen. Aber ganz anders als bei dem 1991 erschienenen Keep The Faith schaffen sie den Absprung nicht. Das Album vermittelt jedoch spürbar und bewusst das Lebensgefühl unserer Zeit. Power-Akkorde ersetzen das Endlos-Gitarrenspiel von Sambora. Schon zur Begrüßung wird dies mit "Undivided" dem Zuhörer eingehämmert. Bei der erste Single "Everyday" und auch bei "The Distance" erleben wir, dass Bon Jovi mit den Emporkömmlingen der Musikszene mithalten kann. Tracks im guten alten Stil machen dies deutlich -- die Jovi/Sambora-Cowboy-Partnerschaft bei "Right Side of Wrong" und, tja, die für ihn so typischen Balladen -- von denen sich allerdings keine mit "Bed Of Roses" oder "Always" messen kann. Wenn die Band imstande wäre, ein Album zu produzieren, das so unbestritten in seine Zeit passt, das so professionell und so verdammt gut ist wie Bon Jovis zweites Solowerk Destination Anywhere, dann brauchte man sich um ihre Zukunft keine Sorgen zu machen. Da dieses Album reifer, besser durchdacht und moderner ist als Crush, wird es den langsamen Niedergang der Band ein wenig länger zum Stagnieren bringen. Na klar, dies ist eine Enttäuschung, aber eine angenehm überraschende Enttäuschung. --Ben Johncock