Morphines Musik, die sich mit den Zuhörern auf leibhaftige Weise verbindet, ist so einfach, daß man sich wundert, daß sie noch keiner vorher gespielt hat. Da nur tief gestimmte Instrumente genutzt werden, lösen Mark Sandmans Zwei-Saiten Bass, seine Baritonstimme und Dana Colleys Bass und Bariton Saxophon mit den Songs der Band tatsächlich Vibrationen in der Brust aus, für den Zuhörer eine Niedrigdruckmassage. Und alles was sich so gut anfühlt kann nicht schlecht sein. Aber Morphines Segen -- dieser charakteristische Rock mit niedrigem Lärmpegel -- ist auch ihr Fluch. Sie binden sich so nicht nur an einen unmittelbar erkennbaren Sound, sondern engen sich somit auch selbst in ihren Arrangements ein: Stimme und Saxophon können jeweils nur eine Note gleichzeitig spielen, (obwohl Colley es manchmal schafft, in zwei Saxophone gleichzeitig zu pusten), während der Baß höchstens einen Zwei-Noten-Intervall schafft. Es fällt schwer, mit nur drei oder vier Tönen dynamisch zu erscheinen. Nun, wo steht Morphines viertes Album Like Swimming (und das erste seit der Unterzeichnung des Vertrages bei den Big Boys bei Dream Works)? Ziemlich genau da, wo die Band startete, so scheint es zumindest -- mit einem Segen und einem Fluch. Wie bei den vorhergehenden Aufnahmen fällt es leicht, Like Swimming zu mögen. Es ist voll von schrägen Baßpassagen und gleitenden Saxophon Riffs, die durch Jazz-Rock Nummern wie "Wishing Well" und "Empty Box" stolzieren. Aber während Neulinge mit dem behaglichen Swing der Band glücklich sein mögen, werden andere sich nach dem Augenblick sehnen, in dem sie zum ersten Mal den damaligen Durchbruch der Band Cure For Pain gehört haben. Nur bei dem Abschlußsong dieses Albums "Swing It Low" (ein Titel, der das Manifest der Band sein könnte), spielt Morphine auf die kommenden Veränderungen an: Mit Gitarre, Keyboards, programmiertem Schlagzeug, ohne Saxophon, zeigt der Song (zuerst als Soloprojekt von Sandman veröffentlicht), daß es über kurz oder lang möglich sein wird, auch Morphines melancholische Stimmungen einzufangen. --Roni Sarig