Otto Rank: Leben und Werk

EAN/UPC/ISBN Code 9783932133138


Endlich ist er zurückgekehrt, der vielleicht provozierenste und mit seinen Ideen in die Zukunft weit hineinreichende Psychoanalytiker aus dem Wiener Kreise. Freud war es, der ihn entdeckte. Der große Vater der Psychoanalyse war von seinem außerordentlichen Talent begeistert und ermöglichte ihm bald eine wissenschaftliche Laufbahn. Lange blieb ihm Rank treu und ergeben, aber auch hier mußte es unweigerlich geschehen, daß Otto irgendwann den Schuhen des Adoptivsohnes, in welche Freud seine Zöglinge bekanntlich gerne steckte, entwuchs und sich auf seine eigenen Ideen stützte. Diese sollten sich bald als so fortschrittlich herausstellen, daß es Rank seinerzeit schwer hatte, in den etablierten Kreisen weiter Anerkennung zu finden. Während Rank in Amerika schon immer viel mehr Beachtung fand, ließ man hierzulande seine fast ausschließlich in deutsch verfaßten Werke lange ruhen. Erst Anfang der neunziger Jahre wurden zwei seiner Werke wieder verlegt. Nun holt ihn die Übersetzerin Annie Pott mit der Geschichte seines Lebens endgültig zurück nach Europa. Noch während diese grundlegende, ausführliche und fesselnd geschriebene Biographie erschien, befand sich die deutsche Übersetzung von seinem heiß diskutierten Werk Das Trauma der Geburt, mit dem er damals Neuland beschritt, schon in Vorbereitung. Einer seiner großen Verdienste besteht darin, der vaterzentrierten Psychologie Freuds die fundamentale Bedeutung der Mutterbindung gegenübergestellt zu haben. Rank ist der Gründer der Kurzzeittherapie und der Vordenker für viele moderne Ansätze. Doch seine größte Leidenschaft war die Erforschung der Künstlernatur. Viele Künstler besuchten seine Praxis, um ihren Neurosen zu entkommen und die schöpferischen Kräfte wieder frei fließen lassen zu können. Unter ihnen befanden sich auch Berühmtheiten wie Henry Miller oder Anaïs Nin, die ihm außer Patientin auch Muse und Kollegin war. James Lieberman stellt ihn in seinem Werk mit großer Überzeugungskraft auf das Podest, auf das er trotz aller Verleumdungen ganz sicher gehört, wobei aufgrund seiner gründlichen Recherchen die dreibändige Freud-Biographie aus der Feder Ernest Jones an einigen Stellen gründlich erschüttert wird und so einige Größen aus anderen psychologischen Lagern bei ihren Schwächen gepackt werden. --Daphne Großmann