Wieder einmal entpuppt sich Rinaldo Alessandrini als einer der umtriebigsten Vorarbeiter des italienischen Barocks. Mit professionellem Eifer und viel emotionalem Engagement versucht er auf seiner neuen CD dem Missstand aufzuhelfen, dass Vivaldis weltliche Werke immer noch seinen geistlichen in der Publikumsgunst deutlich den Rang ablaufen. Dabei begegnet man auf der ersten CD von Alessandrinis geplanter Gesamteinspielung der Sakralwerke Vivaldis nicht nur dem Stabat mater, sondern auch einigen wenig bekannten, instrumentatorisch reizvollen Kirchenkonzerten ("Concerti da chiesa") ,in denen die mitreissend singende Melodik des Komponisten und die traditionelle Kirchen-Stilistik (also: Kontrapunktik, Fugentechnik) tatsächlich zusammen kommen. Vor allem den Holzbläsern des Ensembles Concerto Italiano bieten die Konzerte reichlich wirkungsvolle Entfaltungsmöglichkeiten. Kernstück der Aufnahme ist allerdings das Stabat mater. Und das lebt hier deutlich vor allem von der wundervollen Altistin Sara Mingardo. Die nämlich kann, was Tiefe, Ausdruck und Geschmeidigkeit der Gestaltung betrifft, aus dem Vollen schöpfen. Zahlreiche gemeinsam mit dem Orchester ausgeführten Nuancen ihrer Interpretation (wie etwa das feine Crescendo und Decrescendo zu Beginn des "Cujus animam gementem" lassen außerdem immer wieder darüber staunen, was der italienische Dirigent hier an Kräften bündig, lebendig und sprechend zusammen zwingt. --Susanne Benda