Millie: Roman

Preis 11.39 USD

EAN/UPC/ISBN Code 9783462036756


Toxteth, von den Bewohnern Liverpools L8 genannt (nach dem Postbezirk), ist ein sozialer Brennpunkt erster Kategorie. Ein unseliger Ort, der bereits im Jahr 1086 als Wikingersiedlung Toki Staith im "Doomsday Book" Wilhelms des Eroberers Erwähnung fand. Doomsday, das Jüngste Gericht -- ein passender Brückenschlag in die Welt der jungen Millie. 1982, ein Jahr nach den "Toxteth Riots", dem berüchtigten Volksaufstand nach der Misshandlung eines Schwarzen durch die Polizei, machte Papst Johannes Paul II. im Rahmen seines Liverpoolbesuchs einen Abstecher durch das zerstörte Viertel. Die 19-jährige Millie O"Reilley war damals noch nicht geboren, sein Segen verpuffte wirkungslos, wie Millies verstörende Reise durch die eisige Nacht beweist. Zartbesaitete Leser sollten sich wärmstens anziehen! Kein Plot nirgends, keine fein ziselierten Figuren weit und breit, nur diese nächtlichen, sextriefenden Stationen, ein nicht endenwollender herausgekotzter Albtraum. Ein britischer Amazon-Leser verglich den selbstzerstörerischen Kiez-Trip der rotzigen bisexuellen Millie mit Dantes Inferno. Alles in Rufweite zur Liverpool Cathedral, doch kein helfender Gott weit und breit. Vom Leben und seinen schalen Angeboten angewidert, vom Studium tödlich gelangweilt, irrlichtert die verlorene Seele durch Liverpools nächtliche Clubszene auf der Suche nach Drogen und sexueller Erlösung. Je schmutziger, desto besser. Im absolut bösen und ungeschliffenen Redeschwall Millies, ergänzt von den eher besänftigenden Klängen ihres besten Freundes Jamie, ergießt Helen Walsh (ist sie Millie?) wahre Sturzfluten an Körpersäften über den Leser, die die Grenze zur Pornografie zeitweilig verwischen lassen. Selbst durch den dicksten Ecstacynebel hindurch entlarvt Millie, die Pfützenspringerin, die man auf merkwürdige Weise langsam liebgewinnt, die geilen Rituale bürgerlicher Verlogenheit. Ein Hühnerhaufen Sekretärinnen auf der Suche nach One Night Stands. Gierige Studentenvisagen, schamlos die ruinierten Gesichter der Nutten taxierend; eine rastlose Gespensterschar in einer heillosen Welt auf der Suche nach ... Liebe? Selbst der Himmel über Toxteth liefert das passende Bühnenbild. Ein wie es scheint endzeitlicher Gewittersturm lässt Menschen in den Straßen taumeln, in den Rinnsteinen tost "wilde kaffeefarbene Gischt." Die Apokalypse scheint mit Toxteth zu beginnen -- aufgezeichnet von einer wütenden Chronistin. Kein schönes, aber ein starkes Stück! --Ravi Unger