Die Hitze Floridas führt manchmal zu seltsamen kulturellen Auswüchsen: Bestes Beispiel hierfür sind Cannibal Corpse, die seit fast einer Dekade in schöner Regelmäßigkeit für heftigste Soundattacken sorgen. Jedes ihrer Stücke ist eine vertonte, bluttriefende Schockgeschichte, was nicht selten Moralapostel und Gesinnungswächter auf den Plan gerufen hat. Vile weist zu den früheren Alben der Ami-Deather zwei markante Unterschiede auf. Statt Chris Barnes steht nun George "Corpsegrinder" Fisher (Ex-Monstrosity) am Mikro. Zwar gilt er als herausragender Death Metal-Shouter, aber die Klasse von Barnes erreicht er nicht gänzlich. Außerdem wirken Cannibal Corpse auf diesem Album eingängiger, was jedoch nicht mit einem Verlust an musikalischer Brutalität gleichzusetzen ist. Vielmehr arbeitet die Band songdienlicher und hat ihre garstigen Eruptionen logischer, strukturierter und sinniger gestaltet. Vile ist ein unbarmherzig sägendes Stück Todesmetal, kraftvoll produziert von Scott Burns, dem amerikanischen Gegenstück zu Tomas Skogsberg. In musikalischer Hinsicht sind die Amis nach wie vor jenseits von gut und böse. Man konzentriere sich mal auf die Drumarbeit -- die Doublebaßdrum rattert in der Geschwindigkeit einer elektrischen Nähmaschine. Menschenskinder... --Wolf-Rüdiger Mühlmann