AC/CD - No Bull Live-Plaza De Toros [VHS] [UK Import]
Preis 18.98 USD
Konzertvideos haben prinzipiell ein Problem. Sie können zwar -- wie bei No Bull der Fall -- das Geschehen auf der Bühne übersichtlich abbilden und den Sound in optimaler Qualität reproduzieren, aber das eigentliche Live-Erlebnis können sie nicht rekreieren. Auf dem Bildschirm verfolgt man die Show einer Band eben mit wesentlich größerer mentaler Distanz, als wenn man selbst Teil der Menschenmenge ist, und das Adrenalin die nüchterne Wahrnehmung beeinflusst. So kann auch No Bull den Besuch eines AC/DC-Konzerts nicht ersetzen. Bei den australischen Rockern besteht allerdings zusätzlich das Problem, dass die Männer um Angus Young nicht gerade eine optisch attraktive Show abziehen. Ganz im Gegenteil: Die Mehrheit der Musiker zelebriert absoluten Bewegungsminimalismus. Rhythmus-Gitarrist Malcolm Young und Bassist Cliff Williams verrichten stoisch ihre Akkord-Arbeit und unternehmen nur gelegentlich ein paar vorsichtige Schritte in Richtung Mikro, um einen Refrain mitzusingen. Schlagzeuger Phil Rudd trommelt unterdessen gelassen auf seinem Instrument, während er eine Zigarette nach der anderen raucht. Sänger Brian Johnson bemüht sich zwar eifrig um Bühnenpräsenz, aber auch er kann nicht verhindern, dass No Bull im Grunde eine One-Man-Show ist. Lead-Gitarrist Angus Young -- immer noch in Schuluniform -- hat nicht umsonst die Cover der beiden letzten AC/DC-Alben geziert, denn auf der Bühne verkörpert er die Band im Alleingang. Er hetzt unermüdlich über die riesige Bühne, wirft sich zu Boden, reißt sich die Kleider von Leib und spielt mit manischer Leidenschaft seine großartigen Solos. Man glaubt ihm, dass es während des Konzerts für ihn nichts anderes gibt als seine Musik. Leider fällt es schwer, sich selbst in genau diese Stimmung zu versetzen, während man vor dem Fernseher sitzt. Insofern findet No Bull seine eigentlich Bestimmung darin, im Zuschauer den festen Vorsatz reifen zu lassen, bei der nächsten AC/DC-Tour live dabei zu sein. --René Classen