Red Line - Bruckner (Sinfonie Nr. 7)
Preis 15.26 USD
Anton Bruckner, dem die Anerkennung für sein symphonisches Schaffen zu Lebzeiten lange versagt blieb, konnte mit seiner Symphonie Nr. 7 E-Dur erstmals einen großen Erfolg verbuchen, allerdings nicht in Wien, sondern in Leipzig, wo der junge Arthur Nikisch das Werk im Dezember 1884 uraufführte. Trotz der typisch Bruckner"schen Tonsprache ist in der Thematik und ihrer Verarbeitungsweise das Vorbild der Musik Richard Wagners unverkennbar. Der Kompositionsprozess des zweiten Satzes war geprägt von Bruckners Wissen um die tödliche Erkrankung des verehrten Bayreuther Meisters. Lorin Maazel wählt für seine 1989 mit den Berliner Philharmonikern produzierte Einspielung durchweg langsame Tempi. Gleich am Beginn des ersten Satzes bleibt ihm so genügend Zeit, die Cellokantilene des ersten Themas spannungsreich zu gestalten, ähnlich wie die leidenschaftliche, stark an Wagner erinnernde Holzbläsermelodie des zweiten Themas. Lässt man den Eingangssatz als Ganzes in diesem ruhigen Zeitmaß auf sich wirken und zieht zum Vergleich Bernhard Haitinks um einiges raschere und dadurch stringentere Aufnahme von 1967 hinzu, so könnte man der letzteren den Vorzug geben. Im zweiten Satz jedoch geht Maazels auch hier wesentlich ruhigere Tempodisposition voll auf: In gewaltigen Bögen, deren dynamische Abstufung mit exakt geplanter Ökonomie angelegt ist, arbeitet sich der Satz zu dem überwältigenden C-Dur-Höhepunkt hin, bei dessen Niederschrift Bruckner die Nachricht vom Tode Wagners erreicht haben soll. Um so erschütternder ist dadurch das schnelle Abebben nach dieser Passage, die laut Bruckners eigener Auskunft die "eigentliche Trauermusik" für Wagner ist. In der ersten Steigerungspassage des "Scherzo" wird Maazels eher analytischer Ansatz deutlich erkennbar: Klar arbeitet er die einzelnen Schichten des Satzes heraus und büßt dabei etwas an Wucht und Brillanz ein, wie beispielsweise der Vergleich mit Georg Soltis 1986 entstandener Aufnahme zeigt: Soltis Blechbläser klingen (nicht nur an dieser Stelle) kompakter und massiver, und der Weg bis zum ersten dynamischen Höhepunkt des "Scherzo" gelingt ihm flexibler und spannungsreicher. Insgesamt ist Maazels Aufnahme ideal zum Kennenlernen des Werks. Seine durchsichtige Präsentation der Partitur macht das Stück gut mitvollziehbar. Vom reinen Klangergebnis her betrachtet, wäre vor allem in den schnellen Sätzen stellenweise eine etwas packendere, leidenschaftlichere Gestaltung vorstellbar. Michael Wersin