Amnesiac-Special ed.2cd+Dvd
Preis 24.46 USD
Radioheads Amnesiac ist eher auf Songs und auf akustische Elemente hin orientiert als Kid A. Es ist zwar nicht unbedingt "Kid B", aber es ist unbestritten aus demselben Holz geschnitzt, wenn die Band sich in faszinierend witzigen Einfällen einerseits und dem Elend des Nihilismus andererseits ergeht. Zum ersten Mal in der Karriere von Radiohead bedeutet eine neue Platte nicht den totalen Erdrutsch in den künstlerischen Zielsetzungen. Ganz unabhängig davon, welche der beiden zuerst herausgegeben wurde, verdienen beide unsere Beachtung; denn schließlich ist Amnesiac ebenso wie Kid A ein erstaunliches Meisterwerk. Songs wie "You and Whose Army?" und "I Might Be Wrong" setzen nur ein wenig mehr Elektronik ein und klingen sonst fast nach einer typischen aus fünf Musikern bestehenden Rockband. Man könnte fast meinen, dass die Band immer noch einen Gitarristen beschäftigt, wenn man Jonny Greenwoods wehmütige Passagen bei "Knives Out" hört oder seine subtilen, aber bemerkenswerten Beiträge bei der antikapitalistischen Tirade "Dollars and Cents". Aber die Band wechselt permanent die Gänge und bewegt sich in das Terrain von Boards of Canada bei "Like Spinning Plates" und bietet düstere, vom Bass geprägte Kuriositäten wie "Pulk/Pull Revolving Doors", ein elektronisch verzerrtes Stück im Stil von Avantgarde-Techno, das auch bei einer Platte von Autechre oder Aphex Twin nicht überraschen würde. Die halb gesungene, halb gesprochene Stimme wurde entweder von einem total entstellten Thom Yorke übernommen oder vielleicht auch von einem redegewandten Mikrowellengerät. Was immer es auch sein mag, die Musik verliert nie ihren Elan, ganz gleich ob sie von Menschen oder von Technik angetrieben wird. Radiohead hat den Dreh raus, Rockmusik wieder interessant zu machen, und darum geht es letztlich immer, wenn sie Amnesiac oder Kid A aufnehmen. Es ist mehr als von dem miserablen Pop-Punk, dem Teen-Pop und der seelenlosen Techno-Maschinerie gesagt werden kann, die zurzeit die Charts beherrschen. Also verdient Radioheads verblüffende Expedition in die Sorgen und Nöte des 21.Jahrhunderts unsere Anerkennung. --Matthew Cooke