Havana: The Photography of Hans Engels

EAN/UPC/ISBN Code 9783791321578

Marke Prestel

Schon der Umschlag ist ein Blickfang: Das monumentale Verwaltungsgebäude der kubanischen Telefongesellschaft, ein Architektentraum in Rosa und Altweiß, ein stolz in die Höhe ragender Turm vor dem weiten, blauen Himmel Havannas. Es stört den großartigen Eindruck nicht im mindesten, daß der Traum lange ausgeträumt, der Putz verblichen, die Fassade von jahrzehntelanger Vernachlässigung verrottet und angefressen ist. In seiner großartigen Vereinzelung sieht das Gebäude aus wie ein Relikt aus einer anderen Welt. Hans Engels ist ein ungewöhnlich zurückhaltender Fotograf. Was hätte näher gelegen, als die Altstadt Havannas in romantisch pittoresken Ensembleaufnahmen nach Art von Hochglanzreisemagazinen vorzuführen? Engels dagegen beschränkt sich auf einzelne Gebäude, die er denkbar unspektakulär, meist frontal, nahezu ohne Menschen abgelichtet hat. Er nutzt weder Weitwinkelobjektive, noch ungewöhnliche Perspektiven oder effektvolle Anschnitte, mit denen Architekturfotografen normalerweise gerne arbeiten. Dementsprechend ruhig wirken seine Bilder, und das kommt den Motiven zugute. Die über 900 denkmalgeschützten Gebäude in Havannas Altstadt haben der kubanischen Hauptstadt den Titel "Weltkulturdenkmal der UNESCO" eingebracht. Hans Engels´ Fotografien geben ein eindrucksvolles Bild von dem architektonischen Reichtum der Stadt. Sie zeigen jedoch auch, daß Titel allein nicht vor dem Verfall bewahren. 78 Gebäude hat Engels für den Band ausgewählt, alle aus dem 20. Jahrhundert, jedoch nur eines, das 1959, also während der Herrschaft Fidel Castros, gebaut wurde. Im Vorwort würdigt die amerikanische Architekturkritikerin Beth Dunlop die besondere Bildsprache von Hans Engels. Im Anhang erläutert Maria Helena Martín Zequeira, eine auf Kuba geborene Architektin, die Stadtstruktur, beschreibt die Entwicklung Havannas seit Ende des 19. Jahrhunderts und stellt die architektonischen Schulen und ihre bedeutendsten Vertreter vor: Ekklektizisten, Art nouveau, Art deco und die kubanische Variante des katalanischen Modernismus. Die beiden kurzen Texte sind in relativ einfachem Englisch geschrieben. Zu jedem Foto finden sich im Anhang die wichtigsten Daten des Gebäudes und, soweit ermittelbar, der Name des Architekten. --Christian Demand