Kuba. Der Buena Vista Sozialverein hatte das Augenmerk der Deutschen auf die Insel gelenkt, für Nostalgie gesorgt und nicht nur andere Klassiker wieder aus den Archiven geholt. Nun kommt Ramón Valle mit seinem Quintett. Der klassisch trainierte Klavierspieler, 1964 in Kuba geboren, in den USA aufgewachsen, widmet sich dem Opus des manischen Komponisten und Tastenmanns Ernesto Lecuona (1895-1963), der mit unzähligen Songs für Legenden sorgte. Ein weiteres Album also, das auf der alten Welle schwimmt? Den Alltime-Evergreen "Siboney" lässt Valle vor der Tür, zelebriert stattdessen "Malaguena", wo der kluge Techniker -- streng der Tradition kubanischer Descargas verpflichtet, bei denen man zeigt, was man so alles im Repertoire hat -- ganz lakonisch Ellingtons Karawane zitiert und seine Mitarbeiter, die Coltranes Atlantic-Jahre gefressen haben, auf die Materie los lässt. Kein Kniefall vor den alten Gassenhauern also. Was Saxmann Perico Sambeat und Trompeter Carlos Puig veranstalten, ist mehr als perfekte Nostalgie in Reinkultur. Ein Werk, das mit Mariachi-Zitaten und anderen Folklore-Schnipseln kokettiert, nur um neue Synkopen und Saiten aufzuziehen. Und wie Drummer Heracio Hernandez mit dem Bassmann Omar Rodriguez kokettiert? Ja, da kommt sogar ein Pfund Funk rüber. --Uli Lemke